Das Wochenende war gekommen. Wir kamen bereits am Freitag Mittag in Frankfurt an und konnten sofort unser Hotel beziehen. Direkt in der Nähe von Start und Messe, auf Wunsch noch in der 5. Etage mit freiem Blick auf Streckenkilometer 35 vor der Türe und den Messeturm. Ich freute mich auf das Rennwochenende, bisher war ich nicht über Gebühr nervös. Das würde steigen, je näher der Start rückt, aber noch konnte ich das Drumherum genießen.
Am Samstag morgen beim Brezellauf über 5,5 km auf Teilen des Ironman-Kurses am Mainufer trafen wir noch viele Lauffreunde und -bekannte, den Nachmittag saßen wir weitgehend in der Festhalle. Ich wollte nicht zuviel durch die Gegend laufen und meine Kräfte für Sonntag sparen. Das Wetter machte mir einige Sorgen. Nach dem goldenen Herbst mit Temperaturen von weit über 20 Grad noch beim Rhein-City Run 14 Tage zuvor war es zum angekündigten Temperatursturz gekommen. Ausgerechnet für den Sonntag war nun erstmals seit Wochen Dauerregen bei höchstens 8 Grad angesagt. Meine Frau versuchte mich damit zu trösten, dass es bei meiner Bestzeit 2012 hier in Frankfurt auch nicht wärmer gewesen sei und das ja per se gute Temperaturen für schnelle Zeiten sind. Ich war bereits froh, dass sich der Regenbeginn auf meiner Wetter-App immer weiter Richtung Sonntag Nachmittag verschob, mit Glück sollten wir verschont bleiben. Mehr Sorgen machte mir der Wind. Der sollte böig mit bis zu 25 km/h aus Nordost blasen. Das hieße im Gegensatz zum Vorjahr, wo mir Orkanböen auf der ersten Hälfte die Körner geraubt hatten. In diese Jahr kam er aus der anderen Richtung, so dass er uns auf der berüchtigten Mainzer Landstraße von schräg vorne treffen würde, gerade dort, wo es ab Kilometer 30 ohnehin schwierig wird. Eine Herausforderung an die Renntaktik für mich.
Auf der Messe hatten wir Michael und seine Frau vom LC Duisburg getroffen. Michael hatte auch vor, auf 3:15 h anzugehen und wir hatten uns zum gemeinsamen Lauf spätestens beim Brezellauf verabredet. Wenn ich für mich am Limit laufen möchte, ist es gut, einen Begleiter zu haben. Zu zweit hat man sich lange besser im Griff. Es war aber auch klar, dass im Zweifel jeder sein Ding machen sollte. Ich freute mich jedenfalls über die unverhoffte Begleitung, denn nur mit den Pacern hatte ich auch hier schon suboptimale Erfahrungen gemacht. Pacer sind immer eine willkommene Hilfe, aber je schneller die Zeiten werden, des schwieriger wird es für den Veranstalter, gute Pacer zu finden, die ein gleichmäßiges Tempo laufen können oder die überhaupt einen Plan haben. Dazu später mehr.
Nach Genuss einer Riesenpizza am Abend in netter Runde, wo ich mit Triathlet Gerrit aus Köln noch unsere grundsätzlich unterschiedlichen Auffassungen von Renntaktik diskutieren konnte (Er ballert drauf los, ich plane alles akribisch durch. Er ist schneller!) ging es zeitig ins Bett. Aufgrund der Zeitumstellung ist das hier in Frankfurt aber sehr komfortabel, der kurze Weg zum Start erspart die Klamottenabgabe und so veraredeten wir uns erst für 9:30 Uhr in der Hotellobby, 30 Minuten vor dem Start. Die Hotelrezeption half mir mit Klebeband aus, um meinen 4:37-Pace-Plan für jeden Kilometer am Handgelenk zu befestigen. Die drucke ich mir immer selbst und klebe sie in klarem Paketband wasserfest ein. Gerade hier in Frankfurt ist auf Garmin bis etwa Kilometer 9 wegen der vielen Hochhäuser kein rechter Verlass, da schwankt die angezeigte Kilometerpace schon mal um 30-40 Sekunden. Viel zu viel für einen Planläufer wie mich.
Im Gewühl der Messegänge, die zumndest den Vorteil haben, dass man im Warmem auf den Start warten kann, fand ich zunächst Michael nicht und geriet schon ein wenig in Stress mit meiner Frau, der das Herumstehen im Gewühl nicht gefiel. Die übliche Startnervosität war mir nun doch anzumerken, ihr auch, auch wenn wir es nicht zugaben. Ein wenig kribbeln muss es ja auch.
10 Minten vor dem Start waren wir im Block. Ich begrüßte kurz die 3:15er Pacer, die ich schon aus den beiden Vorjahren kannte. „Du bist hier auch so eine Konstante“ sagte der eine zu mir. Ja, so wahr es wohl. Das dritte Jahr hintereinander, in dem ich hier die 3:15 angehen wollte. 2016 hatte es geklappt, 2017 wurde es vom Winde verweht.
Endlich ging es los, Michael und ih trabten an. Nach zweihunddert Metern hnter den Pacern ging mein Blick immer auf die Uhr. Die Pacer waren deutlich zu langsam und so überholten wir sie, der erste Kilometer war am Schild in 4:36 Min absolviert, genau richtig also. Es fühlte sich jetzt allerdings bei mir noch nicht wirklich rund an. Hier half der schnelle Wechsel der Eindrücke auf den ersten paar Kilometern, immer wieder Ecken und schleifen durch das Bankenviertel, dann wieder am Start entlang und zurück zur Alten Oper am Eingang der City. Eine Arbeitskollegin stand am Straßenrand und rief meinen Namen, das bekam ich mit. Ansonsten versuchte ich mich verzweifelt, auf das Rennen zu konzentrieren und mir kam es schon nach 3 Kilometern irgendwie anstrengend vor. Das konnte ja heiter werden. Michael lief ruhig neben mir her, auch er hatte sein Pace-Armband. Auf der Matte nach 5 Kilometern kontrollierte ich die Zeit erneut, wir hatten bereits gut 20 Sekunden „herausgelaufen“, waren also zu schnell. Das sind 4 Sekunden auf den Kilometer, ich musste darauf achten, dass das zumindest nicht mehr werden würde. Ich dachte hier aber auch an meine vielen Lauffreunde und Trainngskollegen, die meinen Lauf sicher verfolgen würden und die sich ebenfalls nun ihre Gedanken machten. Die wollte ich nicht enttäuschen und hier schon aufgeben. Die Bockenheimer Landstraße zieht sich wieder ein wenig bis zum Stimmungspunkt an der Alten Oper, nach Durchlaufen der City geht es dann einzweites Mal hinaus ind den Norden Richtung westend und Goethe-Universität, dort wartete auch die erste von insgesamt 3 nennenswerten Steigungen. So langsam kam ich in Tritt, das Temo fiel leichter und ich kam in jenen Modus, wo die Konzentration eher dem nicht zu schnell werden als dem Tempo bewahren gilt. Daas ist immer ein gutes Zeichen, scheinbar brauchte mein Körper diese längere zeit zum „warm werden“ nach der Hitze der letzten Monate im Vergleich zur Kälte am heutigen Tage. Michael war ein guter Begleiter, auch wenn unsere Unterhaltung sich auf Wortfetzen beschränkte. Kilometer 10 liegt am Ende des Anstieges, idealerweise machten wir hier etwas ruhigeres Tempo, denn danach würde es bis auf die andere Mainseite gut 3 Kilometer leicht bergab gehen. Wir hatten trotz Anstieg aber bereits 30 Sekunden Vorsprung vor unserer Planzeit. „+30“ sagte ich dann auch kurz zu Michael, das mahnte uns zur Vorsicht. Vom böigen Wind hatten wir hier, obgleich er von Vorne kommen sollte nicht viel gemerkt, immer nur auf kurzen Abschnitten des bis hier ohne lange Geraden auskommenden Kurses. Zum Main hinab kam er sogar von schräg hinten, entsprechend stieg unser Tempo auch an. Vorbei am ersten stimmungsvollen Staffelwechsel mit Moderation ging es auf die Alte Brücke. Hier hat man den schönsten Blick auf die Skyline, ich machte Michael darauf aufmerksam, doch der schien nicht den rechten Blick dafür zu haben. Dafür sprach uns dann ein Läufer auf Michaels „LC-Flammenshirt“ an und auf einen Lauf auf den Kanaren, wo in jemand in eben einem solchen Outfit „versägt“ hatte. Er fragte, ob wir auch 3:10 angehen wollten. Das war mein erneutes Signal zur Kontrolle des bisher gelaufenen Gesamtschnitts. Der lag bei 4:32, also gut 6 Sekunden pro Kilometer zu schnell auf dem ersten Drittel der nun absolvierten 14 Kilometer. Das erste Drittel! So schnell kann es vorbei sein. Nun war ich relativ gut drauf und hatte meinen Rhytmus gefunden, konnte nun auch konzentriert über das weitere Rennen nachdenken. Wenn wir diesen Schnitt bis Kilometer 24 auf der Schwanheimer brücke, wo es zurück über den Main nach Nied und Hoechst ging, halten konnte, konnten wir im Gegenwind und am Anstieg zu Hoechster Schloss mit einer 4:41 auskommen. Das wären spürbare 9 Sekunden weniger auf dem Kilometer. Andererseits konnten wir uns hier auch mit den 4.32 mächtig verzocken. Ich hörte auf meinen Bauch und traf die Entscheidung, das Tempo beizubehalten. De Wind war kaum noch spürbar, denn er bleis von schräg hinten. Hinter Sachsenhausen lässt die Stimmung etwas nach. Bei Kilometer 15 betrug unser Vorsprung bereits knapp 70 Sekunden. Unseren 3:10-Läufer mit dem LC-Trauma hatten wir nach vorne verabschiedet, nachdem ich ihm eröffnet hatte, dass am Ende Gegenwind herrsche und er sich dann wohl beeilen müssen. Keine Ahnung, ob er es geschafft hat. Ich hatte mir die Startnummer germerkt, sie aber wieder vergessen. Schon waren wir am zweiten Staffelwechsel, der gute Stimmung in ein sonst eher trostloses Gewerbegebiet am Mainova-Kraftwerk bringt. Hier feuerten uns wohl sowohl Freundin Kim als auch Kollegin Bettina an, die hier ihre Staffeln starteten. Mir entging im Konzentrationstunnel beides. Am Schwanheimer Ufer ab Kilometer 20 steigt die Stimmung dann wieder, vorbei an Nachbarschaftsparties geht es auf die Halbzeit des Laufes zu. 1:37:23 wäre unser Ziel gewesen, 1:36:07 zeigte die Uhr hier an. 76 Sekunden plus, das war gut. Denn wir waren nicht zu schnell geworden, die 4:40er Pace würde nun genügen. Und wir hatten noch drei Kilometer, bis die Strecke schwieriger werden würde. Hier war im Stadtteil Goldstein noch einmal gute Stimmung einschließlich Jazz-Blaskapelle vor der Kirche. Irgendwie fehlte mir das Spruchband, auf dem immer etwas von Jesus‘ Hilfe stand, und das sonst immer vor der Kirch über die Straße gespannt war. Na ja, es würde auch ohne gehen, davon war ich jetzt langsam überzeugt. Michael schien es auch noch gut zu gehen. Ich kündigte ihm die Brückenrampe zur Schwanheimer Brücke an, die aber nur ganz leicht ansteigt. Am Ende des Anstiegs begann der Gegenwind, auf der Brücke besonders heftig. Dennoch hatten wir den Kilometer 24 in 4:45 absolvieren können und nun ging es erst noch einaml aus dem Wind hinab nach Hoechst. Im Grunde beginnt hier erst der Marathon. Das sage ich immer wieder. Bis hier kannst Du aus dem Training heraus Dich auf Deine Muskulatur verlassen, nun gehen die Kohlenhydrate langsam zu Neige und das Ziel ist gefühlt noch ein ganzes Stück entfernt. Es ging durch die Hoechst, die etwas heruntergekommene Heimat des Frankfurt-Marathons. In den Achtzigern war hier Start und Ziel, das gleichnamige Chemie-Unternehmen der Hauptsponsor. Frankfurt City war nur Durchgangsstation. Es geht an einem jurzen Stück vorbei, wo uns Läufer entgegenkommen, die etwa einen Kikometer schneller sind. Wir waren an der Bolongarostraße angekommen, die auf 300 Metern bergauf zum Schloss führt. Das Schloss ist ohnehin schlecht zu erkennen, da es untypischerweise an der Bürgersteigkante in einem normalen Straßenzug beginnt, zudem war es eingerüstet ind diesem Jahr. Ich trank mein drittes Dextro-Gel. Schon drei und schon 27 Kilometer, fast zwei Drittel. Bis hierher habe ich nach schwerfälligem Beginn gut abgeliefert. Hüfte und Schienbeinkanten gaben Ruhe, Kraft schien noch dan. Jetzt gab es kein Aufgaben mehr. Bei Kilometer 27 waren wir 83 Sekunden vor der geplanten Zeit. Jeder weitere Kilometer in 4:37er Pace wäre nun ein Riesengewinn. Und alle drei Anstiege waren bereits absolviert. Die Stimmung in Nied, welches sich direkt an Hoechst anschließt, war wieder gut. Vorbei am Staffelwechsel 3 an der schwarzen Nidda, einem Zufluss des Mains, ing es Richtung Mainzer Landstraße. Kurz noch durch eine kleine Mulde unter der S-Bahn nach Frankfurt, dann ging es auf den entscheidenden Teil der Strecke. Die Mainzer Landstraße. Schnurgerade über fast 5 Kilometer, wenig Publikum, die Türme der City in scheinbar unerreichbarer und nicht näherkommener Ferne. Früher hatte ich zu diesem Streckenteil auch ein gestörtes Verhältnis, wie so viele Starter hier in Frankfurt. Der Veranstalter hat in den letzten Jahren hier einiges getan, so gibt es 10 Kapellen auf diesen 5 Kilometern. Das hat die Stimmung schon erheblich gebessert und das ganze kurzweiliger gestaltet. Dann hatte ich hier 2015 mein Motivationserlebnis, als ich Laufkollegen Dominik auf 3:30 ziehen wollte, der aber kurz vorher verletzt das Vorhaben aufgeben musste und ich mit scheinbar genügend Kraftreserven hier die Kilometer in 4:25er Pace herunterlaufen konnte. Seitdem habe ich mit deisen Kilometern hier kein Problem mehr. Wir waren bei Kilometer 30 immer noch 74 Sekunden vor der Planzeit, 74 durch 12 Kilometer zu teilen ging jetzt nicht mehr so einfach im Kopf, aber mindestens 6 Sekunden konnten wir jetzt langsamer laufen und würden es immer noch schaffen. Mein nächstes Zwischenziel war nun das Ende der Mainzer Landstraße bei Kilometer 34 und ein paar hundert Metern. Es war immer noch trocken und Regen schien nicht in Sicht, dafür blies der Wnd nun heftig von schräg vorne. Ich hielt mich nah am Straßenrand, hier wuchs dichtes Buschwerk, das gab Windschatten. Leider nicht lange. Leider stehen die Siedlungshäuser hier in Griesheim 90 Grad zur Straße, geben somit leider keinen Windschatten. Ich kämpfte nicht mehr gegen das nachlassende Tempo an, 4:40 und 4:41 liefen meine Kilometer 33 und 34. Immer noch im Plan, aber es kostet viel mentalen Aufwand für mich, dem Abschmelzen des Vorsprungs planmäßig zuzusehen. Michael war weg. Bei Kilometer 30 war er noch da, danach muss er zurückgeblieben sein. Ich hatte es nicht gemerkt, beschloss, mich aber auch nicht umzudrehen. Jeder sein eigenes Rennen, das war vorher klar abgemacht. Eine Bestzeit hätte er in jedem Fall in der Tasche, die lag nämlich nur um die 3:25, wie er mir erzählt hatte. Am Ende der Mainzer Landstraße, als es Richtung Europavierte links abging, haten mich vor zwei Jahren die Pacer überhit und ich mich gezwungen, dran zu bleiben. hier kam niemand, ich überholte fast nur noch. Ich wusste hier, dass ich es so gut wie geschafft hatte. Das hört sich 8 Kilometer vor dem Ziel vielleicht anmaßend an, aber 8 Kilometer isnd für mich im Kopf wie „fast da“. Zudem war der lange Gegenwind-Abschnitt geschafft, ich hatte immer noch fast 80 Sekunden Vorsprung vor der Zielzeit und konnte nun 4:50er Pace laufen. Ich lief aber zumeist noch unter 4:40. Bald würde ich 5er Pace laufen können. So rechnete ich mir den Rest der Strecke schön, denn ich musste nun schon ganz schön Kraft investieren, um nicht langsamer zu werden. Immer versuchte ich, mir den Zieleinlauf zu visualisieren aber es galng mit dieses Mal nicht. Ich konnte mich immer nur mit dem verdammten nächsten Kilometer beschäftigen. Der führte dann an unserem Hotel vorbei. hier stand Judith und rief mir etwas zu, die nahm ich immerhin wieder wahr. Als ich mein letztes Gel aus der Tasche holen wollte, musste ich feststellen, dass es weg war. Ich musste es beim letzten Herausholen verloren haben. Das löste tatsächlich noch eine kleine Krise bei mir aus. A, VP bei Kilometer 36 von Eintracht Frankfurt hielt ich kurz an und trank einen Becher Cola, nun musste der Rest halt „auf Cola“gelaufen werden. Der Zucker darin hält leider immer nur so zwei Kilometer. Aber die Zeit hatte ich. Zurück auf der Mainzer Landstraß Richtung Alter Oper wunderte ich mich, wie lang dese Stück mir vorkam. Hier musste ich echt kämpfen. Ein weißhaariger Läufer lief kurz vor mir, an den hing ich mich dran. Durch dichtes Publikum vor der Oper ging es einletztes Mal auf die Runde um den Kaiserplatz zur Hauptwache. Es waren noch 4 Kilometer. Ich hatte nun aber über zwanzig Minuten Zeit. Triumpfgefühl machte sich in mir breit und ließ mich meine schwere Beine vergessen. Das Problem hier ist nicht, dass man wirklich soviel langsamer ist, sondern, dass es sich so anfühlt. Mein Kopf schwankte immer zwischen „weiterquälen“ und „reicht doch“, aber ich hatte keine Lust, auf dem letzten Kilometer sprinten zu müssen. Den Zieleinlauf wollte ich genießen. Einmal noch einen Schluck Cola, dann ging es über die „Fressgass“ und Kilometer Vierzig auf die letzten Meter. Der Moderator bei 40 feuerte mich noch einmal an. Hinter der Oper folgte die langgezogene rechtskurve, dann vorbei an den „Soll- und Haben“-Türmen der Deutschen Bank Richtung Zielgerade. 3:08:30 h bei Kilometer 41, 6:30er Pace für 1,195 Kilometer. Ich bleib die letzten zwei Kilometer unter der Sollpace von 4:36, schaute aber nicht mehr auf die Uhr bis vor der Festhalle. Ich schaffe es. Jetzt kam die Freude. Drei harte Trainingsmonate, voller Zweifel, mit kurzen Rückschlägen. Widrige Verhältnisse mit dem starken Wind hinten heraus, dennoch würde ich es souverän schaffen. Schon war ich erneut um die Kurve zur Friedrich-Ebert-Anlage mit Blick auf den Startbogen und den „Mann mit dem Hammer“. Der konnte ruhig da bei Kilometer 42 am Eingang zur Festhalle stehen bleiben. Ich bog ab und reduzierte am Eingang mein Tempo. Ein paar Meter gegen, die Arme hoch. Den Blick unter die bunt erleutete Kuppel, rechts und links von mir die tanzenden Cheerleader. Ich trabte langsam wieder an und schrie meine Freude bereits einige Meter vor der Zielleinie hinaus. Ja, ja, ja. Im Ziel ging ich kurz auf die Knie, rechte meine Arme in die Luft. Es war tatsächlich geschafft. Nach sehr zähem Beginn hatte ich es relativ souverän geschafft. Mir wurde ein wenig schwindelig, ich musste mich an die Bande setzen. Die Pacer kamen genau pünktlich ins Ziel, ich war immer vor ihnen geblieben. 3:14:21 zeigte meine Uhr. Gut zwanzig Sekunden noch verschenkt durch das Genießen des Zieleinlaufes, das hinauszögern und bewahren jenes kurzen, intensiven Momentes, wenn man es geschafft hat. Es war egal, Bestzeit war es lange nicht. Ob 3:14:05 oder :021, who cares? Das Momentum ist wichtiger. wegen dieser Momente in genau dieser unverwechselbaren Atmosphäre in der Dunkelheit der Festhalle laufe ich so gerne hier in Frankfurt. Im Foyer traf ich Lukas. Mit Lukas war ich imletzten Jahr hier zusammen gelaufen, hatte ihn auch etwa bei 30 Kilometern „verloren“. Er hatte eine 3:17 geschafft und damit seine Bestzeit aus dem Vorjahr pulverrisiert. Wir umarnten uns kurz, ein gutes Ende ds missglückten Versuches vom Vorjahr. Draussen gab es zunächst die Medaillen, einen Plastic-Poncho und heiße Brühe. Leider war der Nachzielbereich sehr zugig im Freien. Ein Blick auf die App hob meine Laune noch weiter. Meine Claudia war bei Kilometer 35 tatsächlich in einer 3:12er zeit durch. damit hatten wir beide nicht gerechnet. Die halbe Stunde würde ich gerne warten. Zu mir gesllte sich ein Elsässer, der ebenfalls auf seine Frau wartete und diese in knapp 4 Stunden erwartete. Michael kam herein. 3:21, Bestzeit über 5 Minuten verbessert, aber eingebrochen. Dennoch eine gute Leistung. er sagte selbst, dass er alleine wohl zu Beginn noch schneller gelaufen wäre, dann wäre er wohl noch mehr eingebrochen. Es war ein guter geminesamer Lauf bis Kilometer 30, das war für uns beide wichtig. Der Franzose war dagegen schon 25 Minuten vor mir im Ziel. Wir froren gemeinsam, er halt nur schon etwas länger. Dann kam mir strahlend auch meine Frau entgegen. 3:53:38 hatte sie nur gebraucht, meit vielen Verletzungsproblemen vorher. Und völlig ohne sich Druck zu machen, ohne Plan und ohne Ziel. Potenzial nicht genutzt, oder eben sehr gut genutzt. Da kommt es jetzt auf die Perspektive an. Danach hatte ich meines an diesem Tage auch nicht ganz genutzt. Aber das war uns egal. Wir konnten uns endlich einmal wieder gemeinsam über das erreichte freuen. Und das ist doch die Hauptsache bei allem, oder?
Es waren lange und anstrengende drei trainingsmonate mit meinem Plan der Ausdauerschule. Hier einmal vielen Dank an Trainer Sven und Roman, die mir wieder irgendwie einen Plan geschrieben haben, der eine Mitteldistanz im Triathlon und einen schnellen Marathon vereinbaren konnte und der vor allem was den zeitlichen Eisatz anging wieder sehr im Rahmen blieb. Wie auch immer, der Plan hat mal wieder funktioniert. Und aus der Ausdauerschule kommt kein „Du musst mehr machen“, „Das reicht nicht“. Das Training ist effektiv. Nicht leicht, aber bei mir hat es immer funktioniert.