Ich bin wieder dabei

Mein Lauf zum Ultra-HM

Nach dem für mich gelungenen Lauf in Bönen nehme ich wieder eine lange Distanz unter meine Laufwerkzeuge. Und diesmal ist es eine Veranstaltung des langjährigen Lauffreundes Frank und seiner Lebenspartnerin Kerstin, die einige ausgewählte Läufer zu einem Lauf der Extraklasse einladen, zum LiDoMa XIII. Es hieße Eulen nach Athen tragen, wenn ich hier noch mal die Vorzüge und Besonderheiten dieser Laufserie aufzählen würde. Deshalb war es für Tochter Anke und mich ein „Muß“ unmittelbar nach Freigabe bei Frank und Kerstin zu melden, denn bekanntermaßen ist die Zahl der Startplätze begrenzt, und die Startnummern sind schnell vergeben.

Er war, ist und wird für mich immer ein besonderer Lauf sein, und ich hoffe, auch in Zukunft so lange wie möglich teilnehmen zu können. LiDoMa XIII, diese Bezeichnung mußt Du Dir auf der Zunge zergehen lassen, und das nicht nur wegen der lateinischen Ziffern. Auch nach mehrfacher Teilnahme hat sich mir die Bedeutung bei der Zählung noch nicht erschlossen. Ich gehe mal von einer Zuneigung zur lateinischen Sprache aus.

Wie bereite ich mich diesmal vor? Aus Franks und Kerstins Vorankündigung weiß ich: wir laufen auf der Kanalinsel im Dortmund-Ems-Kanal (DEK) in Hiltrup bei Münster. Interessant ist die bananenförmige Topografie, der DEK wird nicht etwa verbreitert, er wird vielmehr gespalten, und eben dieser Spalt bildet die Insel. Diese wird sowohl von einer Eisenbahnbrücke (Strecke Hamm- Münster) als auch von der B54 mit Zu- und Abgängen auf die Insel überspannt.

Nach Bönen weiß ich, ein HM kann von mir in adäquater Zeit gelaufen werden. Und so trainiere ich weiter im gewohnten Umfang. Hier ein Lauf allein, da ein Run mit Frauen aus meiner „Kükenlaufgruppe“. Hinzu kommen Walking-Einheiten mit der besten Ehefrau der Welt und regelmäßige Besuche des Fitnessstudios meines Vertrauens zum Krafttraining. Dieser Mix hat was für mich, und ich fühle mich dabei pudelwohl. Der Physio meines Vertrauens, der „Kneter“ Max bringt meine Muskulatur auf die Reihe, das linke Knie, das ich während eines Laufes mit einer Bandage schütze, wird von ihm besonders gepflegt. Deshalb möchte ich mich hier nochmals ausdrücklich bedanken. Ohne seine Hilfe wären viele Läufe nicht möglich. Als Ergänzung mache ich viel Krafttraining in der hiesigen Muckibude, so daß ich für mich das Optimum an Wohlbefinden und innere Stärke erreiche.

Ich bin es gewohnt, mich vor meinen Wettkämpfen mit der Beschaffenheit der jeweiligen Strecke auseinanderzusetzen. Nach meinen Feststellungen wird sich uns das Profil fast topfeben zeigen. Ein Blick auf die Starterliste zeigt mir ein „Who is Who“ meiner Freunde und Bekannten. Alle zu nennen würde den Rahmen meines kleinen Berichts sprengen, und ich würde mit Sicherheit Dich oder Dich oder gerade Dich vergessen.

Der Wetterfrosch verspricht uns einen sonnigen, nicht zu heißen Tag. Ich werde meine „Klappenmütze“ tragen, nachdem ich mir in Bönen einen Sonnenbrand der feineren Art auf dem Kopf zugezogen habe. Frohgestimmt fahren Tochter und Vater am Sonntagmorgen nach Hiltrup. Die Fahrt an sich ist eintönig – A1 bis Ascheberg – und B54, also unspektakulär. Wir sind zeitig vor Ort, unmittelbar unter der Überführung der B54, Parkplätze gibt es auf der Insel in Hülle und Fülle, und das im Start-Zielbereich sowie am Versorgungsstand, der sehr üppig und vielseitig für uns bereits präsentiert wird. Zahlreiche Getränke, Snacks und Süßigkeiten warten auf uns.

Stolz tragen wir unser geschmackvolles Erinnerungsshirt vor dem Start, welches wir natürlich auch beim Lauf tragen werden. Wie wir machen es uns viele Teilnehmer gleich, ein buntes Bild am Kanal. So soll es sein, und so haben Kerstin und Frank es sich auch gedacht. Sogar meine Schutzmütze ist auf einmal gar nicht unvorteilhaft. Mein kärglich behaarter Kopf ist somit vor den unmittelbaren Sonnenstrahlen gut geschützt. Die Nervosität ist uns deutlich anzumerken, denn Wettkampf ist der LiDoMa allemal. Du willst hier keine Bestzeit laufen – das ist für mich sowieso vorbei -, aber das leichte Grummeln und Ziehen im Bauch als Vorfreude bleibt allemal. Daran kann auch der LiDoMa nichts ändern. Ich drücke alle, besonders meine Tochter Anke, denn alle sind Freunde und Bekannte, wir gehören zu einer Familie. Einspruch: Angehörige einer Familie kannst Du Dir nicht aussuchen, Du mußt nehmen, was kommt. Hier ist es doch etwas anders. Ich habe vor Jahren, als die LiDoMa-Serie am Möhnesee begann, festgestellt: Mensch, da laufen ja Leute, die Du kennst und schätzt, also ist Drücken und Mitmachen für Dich Pflicht. Und seitdem nehme ist an fast allen Events teil und habe dies noch nie bereut.

Die Zeit bis zum Start vergeht wie im Flug, wir haben uns alle viel zu erzählen. Ich vergesse sogar den versprochenen Anruf bei der besten Ehefrau der Welt, die sicherlich wissen will, ob wir gut angekommen sind. Meine Super-High-Tec-GPS-Uhr Garmin 235 ist aufgetankt, GPS ist erkannt. Es kann losgehen. Mein linkes Knie ist seit geraumer Zeit aus Stabilitätsgründen beim Laufen bandagiert, jaja die Arthrose macht sich auch bei mir bemerkbar. Und diese Bandage hilft ungemein. Frank macht uns in einer kleinen, launigen Ansprache mit den Spielregeln vertraut. Diese sind denkbar einfach: Wir laufen vom Start/Ziel eine Einführungsrunde mit Wendepunkt von ca. 3 Kilometern, zurück zum Start/Ziel und ab da eine ca. 5 Kilometer lange Rundstrecke immer am Wasser lang. Für einen Marathon sind also 8 Runden zurückzulegen. Bin ich froh, daß ich mir nicht noch komplizierte Streckenbesonderheiten merken muß.

Inzwischen bin ich mit Reiner Schneider zusammen. Reiner ist ein langjähriger Lauffreund, wir kennen uns seit Urzeiten als LiDoMa-Läufer und harmonieren gut. Wir laufen ein ähnliches Tempo, naja, was man so Tempo nennt. Aber das macht uns überhaupt nichts aus, wir genießen den Tag, unseren Lauf und die Möglichkeit noch laufen zu können. Das ist, wie wir aus unserem Bekannten- oder Verwandtenkreis wissen, keine Selbstverständlichkeit. Eine kurze Abstimmung, dann reihen wir zwei uns am Ende des Feldes ein, leistungsgerecht. Der erste Teil der Strecke ist sehr holperig und mit Schottersteinen übersät. Reiner trägt Laufschuhe, die für diesen Streckenbelag nicht geeignet sind. Er spürt jede Unebenheit, jeden Schotterstein. Um keinen Sturz zu riskieren, bewegen wir uns zwischen schnellem Gehen und langsamen Laufen. Diese Methode spült uns sofort ans Ende der Läuferschar. Unserer Laune tut das keinen Abbruch, wir genießen jeden Schritt. Schnell haben vorauslaufende Läufer den Wendepunkt passiert und kommen uns mit großem Hallo entgegen. Nach einigen Minuten befinden wir uns auch auf dem Rückweg der Einführung, sind am Ende des Feldes und sehen niemand mehr vor uns. Au, bloß nicht verlaufen ist nun unser Bestreben. Dank eines Hinweises von Spaziergängern erreichen wir wieder vorsichtig auftretend den eigentlichen Rundweg um die Insel. Frank und Kerstin haben die Versorgung bereist voll aufgebaut, und Reiner und ich genehmigen uns auf den Schreck einen großen Schluck Wasser.

Auf geht’s zum ersten Mal um die Insel. Schattige Bereiche wechseln mit sonnenbeschienenen Streckenabschnitten. Gut, daß mein Kopf ausreichend geschützt ist. Die Insel spaltet den Kanal fast bananenförmig, und deshalb laufen wir zunächst in nordöstlicher Richtung und nach einer Kanalspitze in südwestlicher Richtung zurück, vorbei an der im Westen und noch einen Kilometer bis Rundenende. Die Strecke bleibt sehr holperig und uneben, wir müssen bei jedem Schritt aufpassen, nicht zu verkanten oder gar zu stürzen. Nach wenigen hundert Metern sehen wir linksseitig am anderen Ufer die Umzäunung von BASF. Ich wusste nicht, daß dieses Unternehmen auch in Hiltrup eine Niederlassung hat. Nach einem Halbkreis laufen wir auf der anderen Inselseite wieder zurück Richtung Start/Ziel und vor allem zum Versorgungspunkt.

Frank und Kerstin haben aber auch an alles gedacht. Etwa auf halber Rundenstrecke habe sie wegen der Hitze einen Wasserstand eingerichtet. Der wird von Rosa und Detlev, einem erfahrenen Läuferpaar, hervorragend bewirtschaftet. Jeder einzelne wird freudig begrüßt und erhält als Willkommensdrink einen Becher mit kühlem Wasser gefüllt. Meine Befürchtung, das Wasser stamme aus dem Kanal, erweist sich als unbegründet. So köstlich kann nur Wasser schmecken, das Frank und Kerstin beschafft haben und von Rosa und Detlev angeboten wird. „Noch 7x kommen wir bei Euch vorbei“, sage ich ihnen, wissend, daß es viele Male weniger sein wird. Aber träumen darf ich doch. Reiner und ich harmonieren super, es wird nie langweilig, wir haben uns viel zu erzählen. Im Ziel bedienen wir uns am exzellent ausgestatteten Büffet, das von Monika, Tanja und Tatjana maßgeblich betreut wird, während Kerstin und Arno penibel die Zahl der Runden abhaken. So, ca. 5 Kilometer + 3 Einführungskilometer sind gebunkert, auf geht’s in die nächste Runde. Wir laufen unser Tempo im Wohlfühlbereich, ich kann mir nicht vorstellen, jemals schneller gewesen zu sein. Das sind überlieferte Erinnerungen aus alten Zeiten. Ich nehme mir 4 Runden als Ziel, das wären nach meinen rudimentären Mathekenntnissen ca. 23 KM, also mehr als beim Förderturmlauf.

Beim nächsten Zieldurchlauf esse und trinke ich ausführlich. Reiner versorgt sich ebenfalls. Wir haben die Qual der Wahl, so üppig und reichhaltig ist das bereits oben geschilderte Angebot. Aufmerksam, fürsorglich und herzlich „bedienen“ uns die Frauen. Da wir unterwegs fast allein laufen müssen, sind Treffs am Versorgungspunkt für uns ein großes gesellschaftliches Ereignis. Natürlich werden wir auch überrundet. Unser gemütliches Zockeltempo ist kaum zu unterbieten. Die späteren Sieger flitzen sogar 2x an uns vorbei. Hans-Jürgen Artz, ein lieber Lauffreund, reiht sich ebenfalls in die Reihe der Überholenden ein. Es bleibt kaum Zeit für einige Worte. Leider reist er früh wieder ab, so daß wir uns nicht mehr sprechen können. Und an der Wassertankstelle unterwegs werden wir von Rosa und Detlev immer herzlich begrüßt. Die zwei haben ein unerschöpfliches Repertoire an Freundlichkeit und Empathie.

Meine Tochter hat nach 18 KM ihr Ziel erreicht, der unebene Untergrund ist doch nicht ihr Ding. Ich laufe mit Reiner vier Runden, somit stehen bei mir 23 KM auf dem Tacho. Ich bin sehr zufrieden über meinen Ultra-HM, während Reiner in Vorbereitung auf den Münster- und Frankfurt- Marathon die 30er Grenze knacken will. Das schafft er auch, und 33 KM zeigt seine Uhr an. Ausgiebig essen und trinken ist nun angesagt, auch intensive Unterhaltungen mit und ohne Tiefgang werden geführt. Frank ehrt Sieger und Platzierte, und nach vielen Umarmungen und Glückwünschen sowie Verabredungen für den LiDoMa XIV fahren wir nach Hause. Die beste Ehefrau der Welt freut sich mit mir und über das gute Ende für mich. Das will auch mal gesagt sein. So ich gesund bleibe und dann noch laufen kann, steht bereits meine Anmeldung für 2023.

5 thoughts on “Ich bin wieder dabei

  1. Hallo Wolfgang,
    ein gaaanz toller Bericht über eine gaaanz tolle Veranstaltung… LiDoMa halt… hast du super beschrieben!
    Herzlichen Glückwunsch zum „HM-Ultra“
    So „intensive Unterhaltungen mit und ohne Tiefgang“…die sind immer sooo schön, gehört dazu….
    aber leider wurden meine Kopfschmerzen immer arger, und ich bin vorzeitig nach Hause gefahren, und konnte so den „gemütlichen Ausklang“ dieses Mal nicht genießen
    Bis zum LiDoMa XIV oder vlt auch früher
    LG Sabine

  2. Ich habe in der letzten Zeit kaum einen so ausführlichen und dabei derart interessant-sympathisch-amüsanten Laufbericht gelesen. Herzlichen Dank dafür, Wolfgang! Ach ja, meine allerherzlichsten Glückwünsche zum Ultra-HM!

  3. …. LIEBER WOLFGANG, wir sagen DANKE für deine netten Zeilen in deinem Bericht. Wir haben es genau wie die anderen Helfer der Crew versucht euch mit „Wasser“ und „Zuspruch“ über die „Runden“ zubringen. Gern werden wir wieder für EUCH da sein wenn wir gebraucht werden. GLG ROSA und DETLEV

  4. Lieber Wolfgang, deinen Bericht zu lesen war mir ein einziger Genuss und das Highlight meines Feierabends heute Ich gratuliere dir von Herzen zum Ultra-HM und kann mit nur wünschen, dich noch sehr oft beim LidoMa zu treffen! Grandiose Leistung‍♀️

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