Vor einiger Zeit hat unsere Lauffreundin Daniela davon erzählt, wie man den 42,195ten Geburtstag ausrechnen kann. Diese Idee hatte mich sofort begeistert, nur dass der Marathongeburtstag bei mir ja schon lange vorbei ist. 365 Tage hat das Jahr. 0,195 multipliziert mit 365 ergibt 71. Das bedeutet, dass man genau 71 Tage nach seinem 42. Geburtstag exakt 42,195 Jahre alt ist. Dann ist man Marathon alt. 😉
Bei Kerstin ist dieser besondere und im Leben einmalige Tag der 30. Oktober 2020. Gerechnet, geplant, gesagt, getan… Der Tag fällt auf einen Freitag und so haben wir die Idee, diesen Geburtstag mit einem Lauf zu feiern. Und was soll man zu einem 42,195ten Geburtstag schon anderes laufen als 42,195 Kilometer.
Zusammen mit unseren Lauffreunden Sabine und Michael aus Fretter machen wir uns also gegen 16:30 Uhr auf den Weg. Auf die erste Halbmarathonrunde in Richtung Lippborg. Wir starten vor unserer Haustür und laufen erst durch den Wald, in dem wir nicht nur regelmäßig laufen, sondern auch jeden Tag unsere Gassirunden gehen. Da bereits ganz viel Laub am Boden liegt, finden wir den Weg nur mit Mühe. Nach dem Wald geht es aber dann nur noch über Wirtschaftswege, auf denen ordentlich der Wind bläst. Zum Glück haben wir aber aushaltbare Temperaturen, so dass wir auch mit unseren durchgeschwitzten „Klamotten“ nicht frieren müssen. Bei Kilometer 11 hatten wir bereits heute Nachmittag unser Auto abgestellt, in dem wir Getränke und ein paar Leckereien deponiert haben. So freuen wir uns über die kleine Pause und die leckere Stärkung.
Die erste Halbmarathonrunde beenden wir schließlich schon im Dunkeln und die letzten Kilometer – vor allem wieder die Strecke im Wald – schaffen wir nur mit unseren Stirnlampen. Unser Lauffreund Günter wartet bereits und nach einer Stärkung an unserem VP im Carport geht’s dann zu fünft auf die zweite Runde. Wir sind nach ein paar hundert Metern wieder im Wald und verlaufen uns nun tatsächlich ein bisschen. Unglaublich. Keine Ahnung, wie oft wir schon hier waren. Aber im Dunkeln mit dem vielen Laub auf dem Boden sind keine Wege mehr zu erkennen. Mit etwas Suchen schaffen wir aber auch dieses kleine Malheur und dann geht’s es wieder weiter über die offenen Wirtschaftswege.
Am Auto stärken wir uns erneut und staunen ein paar Kilometer später über den imposanten Anblick des nächtlichen Kraftwerks in Uentrop. Dann arbeiten wir uns noch ein letztes Mal durch den dunklen Wald und erreichen nach knapp 43 Kilometern unser mit Feuersprühern ausgeleuchtetes Ziel vor unserer Haustür. Der Geburtstagsmarathon ist geschafft. Kerstin hat ihren 42,195ten Geburtstag 42,195 Kilometer lang mit unseren Freunden gebührend gefeiert. Herzlichen Glückwunsch. 🙂
Es war ein besonderer Marathon durch die herbstliche Dunkelheit. In guter Stimmung und mit einem kleinen passenden Grüppchen. Ein Lauf, an dem wir uns noch länger erinnern werden. Und so ganz nebenbei war es mein 250. (Ultra-)Marathon, den ich ebenfalls in diesem Rahmen in sehr schöner Erinnerung halten werde. 🙂
Mal abwarten, was die kommenden Wochen bringen. Wir werden uns an die Regeln halten. Immer mit Blick auf unsere Nachbarländer, in denen alles schon viel weiter vorangeschritten ist. Wir Menschen haben im Moment eine große Aufgabe. Wir alle gemeinsam. Wir können nun beweisen, wie tolerant, wie verbunden, wie solidarisch, wie lernfähig wir sind. Auch wenn der Weg im dunklen Wald mal schwieriger ist und man etwas in der Gegend rumirrt… danach wird es wieder leichter und man kommt wieder in gewohntem Tempo voran. Vielleicht hat der Mann mit dem Hammer auf die ganze Menschheit gewartet und nun zugeschlagen. Vielleicht sprinten wir jetzt nicht mehr durch unser Leben, sondern müssen mal ein paar Gehkilometer einlegen. Wir Marathonis können damit umgehen. Aushalten und Durcharbeiten. Tempo verlangsamen, aber immer Schritt für Schritt weiter. Es wird danach wieder besser. Versprochen. 🙂
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