Zum fünften Mal Föhr

In jedem Jahr startet am Sonntag vor Ostern auf der Nordseeinsel Föhr der Marathon. In diesem Jahr bereits zum fünften Mal. Bei allen Ausgaben war ich bisher dabei, also ist es selbstverständlich, dass ich auch in diesem Jahr in Midlum an der Startlinie stehe. Irgendwie habe ich mich in den schönen aber durchaus anspruchsvollen Inselmarathon einfach verliebt. Ich verbinde den Marathon mit einem Kurzurlaub und ich wohne in Wyk „bei den Störchen“, wo ich wie in jedem Jahr nicht der einzige Marathonbesucher bin. So haben wir beim Frühstück genug Themen zu bequatschen: über vergangene und noch zu laufende Veranstaltungen. Und natürlich über das aktuelle Event hier auf der schönen Insel.

föhr_06Der Bus-Shuttle am Sonntagmorgen von Wyk nach Midlum funktioniert prima und wir sind früh genug vor Ort. In der warmen Sporthalle warten wir auf unseren Start, der für 9:30 Uhr angesetzt ist. Ich habe die Startnummer 5 bekommen. Keine Ahnung, ob das Zufall ist. Auf jeden Fall ist es der fünfte Marathon und ich bin zum fünften Mal dabei, und so freue ich mich über die 5. Wie ich später erfahre, sind wir noch 12 „Veteranen“, die alle Föhr Marathons mitgelaufen sind. Ich hoffe, dass ich diesem Club noch lange angehören kann.

Dann geht es los. Die ersten Kilometer gehen einfach, weil der Wind in den Rücken bläst. Die letzten Tage waren eher windstill und ich dachte schon, in diesem Jahr könnten wir mal einfacher die Insel überqueren. Aber nichts da. Pünktlich zum Marathon ist der Wind wieder da.

föhr_01In Wyk gibt’s die erste Verpflegung und danach laufen wir an der schönen Strandpromenade entlang. Und wie in jedem Jahr bekomme ich hier richtig Urlaubsfeeling und genieße dieses Stück sehr. Danach laufen wir durch den kleinen Hafen und kommen an den Deich an der Ostküste der Insel. Für knapp 7 km laufen wir nun mit vollem Wind von seitlich vorn. Der Wind rauscht in den Ohren und irgendwie haben alle Läufer vor mir Seitenlage.

Als es schließlich endlich über den Deich zurück in das Inselinnere geht, weiß ich, dass jetzt das Kampfstück kommt. Mit Wind der Stärke 5 (auch 5) frontal im Gesicht werde ich etwas langsamer, aber ich arbeite mich Schritt für Schritt zurück nach Midlum. Dort wartet die „Killerrampe“ auf uns. So heißt die 1,5-prozentige Steigung bei KM 20, die auf der sehr ebenen Strecke einer Nordseeinsel irgendwie schon unangenehm auffällt.

föhr_04Fast ist die erste Schleife geschafft und ich bin nach dem ersten Halbmarathon wieder zurück bei Start und Ziel, da höre ich hinter mir jemanden aufschreien. Eine Halbmarathonläuferin ist gestolpert und hingefallen. Ich helfe ihr auf und bringe sie die paar hundert Meter bis in ihr Ziel. Sie blutet im Gesicht, aber bis auf ein paar Kratzer und Abschürfungen ist ihr zum Glück nichts Schlimmes passiert. So etwas macht mir immer wieder klar, dass unser Hobby Laufen eben auch nur ein Hobby ist. Es gibt immer Wichtigeres. Dazu gehört unsere Gesundheit. Ab und zu muss man einfach mal „Danke“ sagen, dass man gesund und munter ist und dass man sich mit Spaß laufend durch die Welt bewegen kann.

Nach der Halbmarathonmarke kommt eine mehrere Kilometer lange Gerade. Quer durch die Felder und wieder mit Frontalwind. Boah. Was ein Kampf. Aber den kenne ich aus den Jahren zuvor und ich weiß, dass ich da jetzt bis KM 32 durch muss.

föhr_03Dann kommt endlich die ersehnte Abbiegung nach links und nun habe ich für die letzten 10 Kilometer fast nur noch Rückenwind. Hier komme ich wieder auf mehr Tempo und kann einige Läufer überholen, die auf dem langen Gegenwindstück zu viele Kräfte gelassen haben. Manche gehen bereits nur noch, aber auch sie werden sich ins Ziel vorarbeiten.

Endlich kommt Midlum wieder in Sicht. Vor mir läuft ein Läufer in dunkelblauem Shirt und ich überlege, ob ich ihn noch vor dem Ziel bekomme. Ich sprinte los. Mit allem, was der Wind mir noch gelassen hat. Dann fällt mir der Dunkelblaue wieder ein und ich sprinte schnell weiter. Nach ein paar Augenblicken „jage“ ich an ihm vorbei und bekomme kaum noch Luft. Lauffreund Mario hockt am Streckenrand und ruft mir etwas zu, aber ich habe keinen Dampf, um zu antworten. Um die letzte Ecke und ich bin im Ziel. Fertig. Uff. So kann man sich auf den letzten 800 Metern noch völlig verausgaben, nur um jemanden zu überholen, den man vorher noch nie gesehen hat. Eigentlich voll bescheuert. Aber vielleicht macht das unseren Sport aus.

föhr_02Ich muss im Ziel zu Boden, weil ich kaum noch Luft bekomme. Mein Puls trommelt in meinen Ohren, aber alles ist gut. Ich brauche jetzt nur ein paar Minuten, um wieder runter zu fahren. Dann bin ich schon wieder da und kann mich über die schöne Medaille freuen. Nach der Dusche fühle ich mich aber schon wieder frisch und bereit für Fachsimpelei.

Abends beenden wir den Marathontag dann mit der schönen Abschlussveranstaltung bei leckerem Essen und viel Spaß und netten Gesprächen. Irgendwie trifft man in jedem Jahr auf Föhr viele Menschen, die immer wieder zum Marathon auf die Insel kommen. Der Föhr Marathon hat einfach viele Wiederholungstäter. Mein Zimmer habe ich bereits für 2017 gebucht. Mal schauen. Vielleicht laufe ich dann mit der Startnummer 6. 🙂

Mehr zum Föhr Marathon gibt’s hier.
(Danke für die Fotos an Mario Schröer, Martin Schröer, Udo Vierhaus und Marco Thoms)

7 thoughts on “Zum fünften Mal Föhr

  1. Moin Frank, da bin ich ganz bei Dir. Der Föhr- Marathon ist für mich in den letzten 4 Jahren zu einer meiner Lieblingsveranstaltungen geworden. Bisher hat mich der Wind immer schon nach der Hälfte in die Knie gezwungen 😉 Aber vielleicht schaffe ich es 2017 nach 21 km am Ziel vorbei zu laufen 🙂

    Liebe Grüße aus Wyk und frohe Ostern
    Gieselle

  2. Was für ein schöner Bericht. So geht es euch also auf der Strecke ,-) Wir bekommen ja immer nur mit, wie ihr startet und wiederkommt 😉 Wenn wir dir nächstes Jahr „zufällig“ die Startnummer 6 geben, sollen wir dann auch wieder die Windstärke dazu passend buchen? 🙂

  3. Hallo Frank,
    ich bin die in Deinem Bericht gestürzte Läuferin. Auf diesem Wege möchte ich Dir noch einmal danken, dass Du umgekehrt bist und mich ins Ziel begleitet hast. Immerhin geht’s ja auch um Zeiten. Das war wirklich sehr nett und hätte sicher nicht jeder gemacht.
    Ich wurde im Krankenhaus versorgt, die kleine Wunde „genäht“. Außer einer kleinen Narbe und einem angeknacksten Ego ist nichts weiter passiert. Gelaufen bin ich natürlich auch wieder.
    Sehr ärgerlich, so ein Sturz 500 m vorm Ziel. Nächstes Jahr werde ich es evtl. erneut versuchen.
    Föhr ist unglaublich schön, die Strecke eigentlich nicht so schwierig. 🙂
    Vielleicht kann ich Dir dann noch einmal persönlich für deinen Einsatz danken.
    Fröhliches unfallfreies Laufen!
    Herzliche Grüße
    Tina

  4. Seid froh das ihr nicht am Montag laufen musstet. Wir sind den ersten Teil am Montag mit dem Fahrrad abgefahren. Stellenweise war es nur ein Versuch:-) Da ging ein Windchen.
    Zimmer für 2017 wieder mit Geschnatter?

Schreibe einen Kommentar zu Sabine Siefert Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert