Es ist Sonntag, 9. Juli. Vor genau einer Woche startete auf Zollverein der inzwischen neunte LIDOMA. Die Vorbereitungen für so ein Marathonevent gehen schon über Monate. Aber die zwei Wochen davor und die eine Woche danach hatte ich nun gar nichts anderes mehr im Kopf. Leider war da auch kein Platz mehr für das eigene Training. So bin ich nun drei Wochen lang nicht mehr gelaufen. Das ist irgendwie doof, denn in fünf Wochen startet mein Jahreshighlight: der Mauerweglauf in Berlin. Und für mich sind 100 Meilen eben noch eine Grenzerfahrung. Die Streckenlänge von 161 km habe ich erst einmal geschafft. Und einmal auch schon nicht.
Seit Januar trainiere ich nun für Berlin. Dieses Training ist ja nicht weg. Irgendwo in mir drin ist es wohl noch zu finden. Aber es hat sich ganz gut versteckt. Nach meiner Arbeit komme ich nach Hause und arbeite dann noch den LIDOMA ab. Und dann falle ich auf die Couch. Keine Zeit und noch schlimmer kein Kopf für das eigene Laufen. Aber das ist nun vorbei. An diesem Wochenende will ich eigentlich 100 km laufen. Wieder allein und mit Kamera. Der letzte ganz lange sollte es sein. Aber… ich bekomme die Kurve nicht. Keine Chance. Die Vorstellung, so lange alleine durch die Gegend zu traben, ist total surreal. Keine Chance. Daher entscheide ich mich dafür, „nur“ einmal auf der Marathonroute eine Runde zu drehen. Ein Marathon alleine für mich. Aber… auch das fühlt sich zurzeit unmöglich an. Hilfe. Langsam verzweifle ich. Wie soll ich in fünf Wochen 100 Meilen laufen? Mein Geist will trainieren. Meine Herz und meine Seele wollen nur irgendwo rumliegen.
Um wieder in Gang zu kommen, fahre ich nun am Sonntagmittag nach Werl-Hilbeck. Dort findet heute die zweite Ausgabe des Fun-Biathlons statt. Ich melde mich nach und entscheide mich für die 10-km-Strecke. Das ist wohl das Richtige für meinen Wiedereinstieg. Laufen und werfen. Mit Betonung auf Fun.
Wir stehen zusammen mit den Staffelläufern im Startfeld. Die Sonne brennt vom Himmel und mir glüht jetzt schon die Birne. Aber es sind ja „nur“ 10 km. Die rocken wir schon runter. Der Startschuss fällt und wir jagen los. Ich hänge mich direkt an meine Lauffreunde Thomas und Maike dran und schnaufe hinter ihnen her. Nach gut einem Kilometer muss ich sie nach einem Blick auf meine Uhr und nach der Lautstärke meines Pulses aber dann ziehen lassen. Die beiden sind mir zu schnell. Ich nehme Tempo raus und komme erst mal wieder schnaufend zu Luft.
Nach zwei Kilometern sind wir wieder im Startbereich und hier müssen wir das erste Mal werfen. Mit fünf Squashbällen auf weiße Kästchen mit drei schwarzen Klappen von rund 15 cm Durchmesser. Fünf Würfe für drei Klappen. Fünf Würfe und… KEIN Treffer. Voll peinlich. Ich treffe bei jedem Wurf genau den Zwischenraum zwischen den Klappen. Immer rechts daneben. Zur Strafe muss ich für jeden Fehlwurf eine Strafrunde von 80 m ablaufen. Dafür bekomme ich für jede Strafrunde ans Handgelenk ein Gummiband. Die Anzahl der Bänder wird dann nachher im Ziel mit der Wertung verglichen und so wird kontrolliert, ob ich auch wirklich für jeden Fehlwurf eine Strafrunde gedreht habe.
Nach der Strafe laufe ich weiter. Die nächsten zwei Kilometer. Dabei denke ich an meine Bundeswehrzeit. An unsere Schießübungen. Dort hatte man einen Anhaltepunkt. Für jedes Gewehr einen eigenen. Man zielte einfach neben das Ziel genauso passend, dass die Kugel dann möglichst ins das Ziel traf. Das könnte ich doch hier beim Werfen gleich auch probieren. Gesagt… getan. Beim nächsten Werfen ziele ich genau neben die schwarze Klappe. Ich versuche, den weißen Zwischenraum zu treffen. Und kaum zu glauben. Ich versenke direkt die ersten drei Würfe. Unglaublich. Dreimal vorbei gezielt und dreimal ins Schwarze getroffen.
Ich darf ohne Strafrunden direkt die nächsten zwei Kilometer laufen. Danach komme ich mit großer Treffsicherheit wieder an den Werfstand… und weiß ja jetzt, dass ich es kann. Ich ziele wieder auf die schwarzen Klappen und treffe wieder NICHTS. Boah. Nix gelernt. Also muss ich wieder drei Strafrunden absolvieren und bekomme drei Bänder ans Handgelenk.
Beim vierten Werfen bei Km 8 habe ich es aber nun drauf. Ich peile jetzt die weißen Zwischenräume an und treffe direkt wieder alle drei schwarzen Klappen. Klasse. Ohne Strafrunden darf ich auf die letzten 2 km. Mir brennt nun mein Kopf so richtig und ich genieße die zwei Wasserduschen pro Runde. Auf den letzten paar hundert Metern hängt mir noch ein anderer Läufer im Nacken, doch ich schaffe es, ihn nicht mehr überholen zu lassen. Nach 57:57 Minuten erreiche ich schließlich das Ziel. Mit den Strafrunden bin ich 10,5 km gelaufen. Und etwas Zeit kostet das Werfen auch. Für meine Verhältnisse und die Hitze heute bin ich sehr zufrieden… aber auch von den gut 10 Kilometern und vor allem vom Endspurt total k.o.
Tja… das war mein Nach-LIDOMA-Wiedereinstieg. Ich hoffe, ich komme wieder richtig in Gang. Und hoffentlich finde ich mein Laufvermögen wieder. Vor allem der Kopf muss wieder in den Langlaufmodus kommen. Das sehr lange Laufen ist einfach viel Kopfsache. Lange mit sich allein zu sein und vor sich hinzulaufen und vor sich hinzudenken, ohne durchzudrehen. Das habe ich ja schon viel trainiert und ich kann das. Ich muss es jetzt nach dem LIDOMA nur wieder reaktivieren. Es sind nur noch drei Wochen für das Training. Dann kommen zwei Wochen Ausruhen und dann ist Berlin. Ich bin gespannt…
Ich wünsche Dir, dass Du noch rechtzeitig für Berlin die Kurve wieder kriegst – habe daran aber eigentlich nicht den geringsten Zweifel!
Nebenbei natürlich meinen Glückwunsch zum schönen Erlebnis und Ergebnis heute beim Fun-Biathlon!
LG,
Corinna
Berlin, Berlin, FRANK das kriegste wieder hin.
Und dann läufste das „MAUERDING“ in Berlin !!!!!
LG ROSI und DETLEV
Ich gebe mir Mühe. Berlin wird echt ein Paket.
Danke für eure guten Wünsche.
LG Frank