Der Irrsinn ist bei Einzelnen etwas Seltsames

Ein Zitat von Friedrich Wilhelm Nietzsche lautet: „Der Irrsinn ist bei Einzelnen etwas Seltsames – aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel“. So auch bei einer Gruppe von Läufern der Laufschule Dortmund. Insgesamt neun Läufer machten sich zum Start des Monats Juli auf den Weg Richtung Sachsen, genauer gesagt zum Sportpark Rabenberg in Breitenbrunn im schönen Erzgebirge. Dass es sich um ein Gebirge handelt, sollten die Teilnehmer des Sachsentrails bei ihrer Anreise direkt vor Augen geführt bekommen. Denn die letzten knapp 2 Kilometer zum Sportpark ging es stetig bergauf. Auf dem Weg war schon die erste Wegmarkierung zu sehen und das Trailläuferherz schlug vor Vorfreude höher.

sachsen02Nachdem die Startunterlagen abgeholt waren, wurden bei der Pastaparty die Kohlenhydratspeicher aufgefüllt und somit startklar gemacht für die Trails am nächsten Tag. Das anschließende Briefing verschaffte Respekt vor der Strecke, da hier Vergleiche zum Rennsteig Supermarathon gezogen wurden. Selbstverständlich ist dieser im Vergleich zum Sachsentrail ein Kinderspiel! Um Punkt 7:00 Uhr fiel für Philipp, Jörg und Sebastian der Startschuss für ihren ersten Ultramarathon und somit der Startschuss für eine Strecke über 70,3 km mit 1.810 Höhenmetern. Für die Halftrailer Dominik, Jens, Gerti und Yvonne ging es erst um 11:15 Uhr auf die 34,4 km lange Strecke mit 910 Höhenmetern. 45 Minuten später ging es für Steffen und Svenja – verletzungsbedingt – auf die kürzere Strecke über 19 Kilometer und 490 Höhenmetern.

Zu Beginn der Strecke ging es über Wurzeln und Steine stetig bergab – ein Traum für jeden Trailläufer und ein Alptraum für jede Oberschenkelmuskulatur. Die war nach der Passage aber auf alle Fälle warm. Die nächsten Kilometer verliefen entlang eines Flusses und hatten einige Bergpassagen zu bieten. Am Verpflegungspunkt 2 ging es für die Quartertrailer schon links ab, um kurz darauf auf einen der Anstiege zum Rabenberg zu treffen, den alle Läufer der drei Distanzen in schönen Serpentinen hinauf in Angriff nehmen durften. Kurz danach trennte sich der Weglauf noch einmal für Svenja und Steffen, um in einer etwas anderen Schleife um den Berg herum ein paar Körner zu sparen. Am Ende stand aber auch für die beiden der Zielanstieg auf dem Wegplan, den die beiden anderen Gruppen noch vor sich hatten und der nochmal alles abverlangte.

Für die Ultraläufer und Halftrailer war nach etwa 14 km der Grenzweg zwischen Tschechien und Deutschland erreicht. Der Grenzweg erwies sich als Graben, der rechts und links etwa Hüfthoch und mit langem Gras dicht bewachsen war. Laufen war kaum möglich, da der Weg im Grund etwa so breit wie ein Schuh war. Bei Kilometer 18 trennte sich die Ultratrailstrecke von der Halftrailstrecke, ehe sie bei Kilometer 52,5 wieder zusammengeführt wurde. Nach Kilometer 18,3 erreichten die Ultratrailläufer den schwarz-rot-gelben Schlagbaum und somit Tschechien.

Die folgenden Höhenmeter und die Laufzeit forderten einiges an Energie auf der sehr anspruchsvollen Strecke, die im Prinzip nur aus Steinen und/oder Wurzeln bestand. Ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Konzentration war erforderlich, um diese Strecke zu bewältigen. Nach 5 Stunden und 20 Minuten waren 40 Kilometer geschafft. Ab hier war auch klar, dass die Gruppe den ersten Ultramarathon gemeinsam bewältigen wird. Der letzte Abschnitt der Strecke war, wie zuvor beschrieben, für alle Distanzen gleich. Auf den letzten Kilometern musste mit den letzten Kraftreserven ein sehr steiler Berg bewältigt werden. Aber dann war es geschafft: Nach 9 Stunden und 52 Minuten erreichten die Ultratrailläufer überglücklich und freudestrahlend das Ziel! Die Halftrailer erreichten den Zielbogen nach 4:42 h bzw. 5:03 h und die Quartertrailer nach 2:04 h bzw. 2:13 h.

Nachdem die verbrannten Kalorien am Abend wieder aufgefüllt waren, wurde die Nationalelf beim Spiel gegen Italien angefeuert, ehe alle müde und zufrieden ins Bett fielen. Dass das Verrücktsein des Geistes durchaus einen sattelfesten Körper benötigt, haben alle an diesem Wochenende bewiesen. Und dass es allen gefallen hat, ist an der Anmeldung für die Schwester-Veranstaltung Pfalztrail, die im September dieses Jahres stattfinden wird, zu sehen.

von Yvonne Burkhardt

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