Aus dem Bergischen nach Köln

… der Kölntrail

Oliver Witzke hatte geladen und wir sind gefolgt. Der erste Kölntrail stand am 17.3.2018 auf unserem Veranstaltungskalender. Ein weiterer Baustein in Claudias TorTour-Vorbereitung und in unserer gemeinsamen Vorbereitung auf die „Bergischen 5“ in drei Wochen. Kölntrail – keiner dieser kommerziell gemachten „Urban-Trails“, wo man für viel Geld urbanes Terrain durchläuft. Sondern einer von Olis handgemachten Gruppenläufen, die jeden Winkel der Natur des bergischen Landes und die örtlichen Sehenswürdigkeiten einbeziehen. Liebevoll ausgestattete VP und Gepäck- sowie Läufertransport sind hier selbstverständlich, dazu ein moderates Startgeld. Sogar an Duschen in Köln war gedacht, dazu am Ende mehr. 80 km mit 1800 Höhenmetern waren ausgeschrieben, dass die nicht über die Treppen zur Domplatte zu erreichen sein würden, war uns irgendwie klar. Bereits die veröffentlichte GPS-Strecke ließ böses ahnen, denn ein geschlängelter Kurs in bergigem Gelände bedeutet zumeist ein Auf und Ab.

Bei der Anfahrt um 6 Uhr bei auch am Niederrhein einsetzenden Schneefall gemeinsam mit Lauffreundin Yvy und natürlich Claudia fragt man sich schon, ob das 14 Tage nach dem Kälteschocker „Welveraner Hammer“ jetzt schon wieder sein muss. Windböen bis 42 km/h und Schneefall über den ganzen Vormittag ließen schon die Bekleidungsauswahl zur Zumutung werden. Ich entschied mich für zwei Hosen, einer langen Tight und darüber einer Windbrechenden Trainingshose. Obenherum Funktionsunterhemd, Langarmshirt, angesteppte dünne Softshell-Jacke und Wind-Laufjacke, Handschuhe und so weiter…. . Noch einmal Wechselsachen in der Tasche im Begleitauto, auch Wechselschuhe. Denn zunächst schienen Trail-Goretex-Modell angeraten, später wäre ein Wechsel auf meine On-Cruiser vielleicht sinnvoll.

Das Teilnehmerfeld hatte sich krankheitsbedingt doch etwas gelichtet, dennoch liefen wir mit über 30 Personen relativ pünktlich am altehrwürdigen, toll restaurierten „Stadion am Zoo“ in Wuppertal los. Die Strecke verlief zunächst , nach dem ersten Anstieg auf einer Straße, über eine Eisenbahntrasse auf Brücken über den Zoo hinweg. Das Löwengehege zeigt sich jedoch eingeschneit-verwaist, die Viecher waren schlauer als wir. Veranstalter Oli Witzke lief die ersten 21 km mit und fungierte so als Bremse für die Truppe. Ein Job, in dem Andreas, bekannt als davoneilender Guide des bergischen Wupperlaufs, regelmäßig versagt. Der Mann ist einfach zu schnell für die breite Masse. Nach etwa 7 Kilometern erreichten wir die Uni mit ihren endlosen Treppen nach oben. Der Schneefall war durchaus erträglich, der Wald sah recht schön aus und die Schneedecke von höchstens 2-3 Zentimetern störte nicht wirklich beim Laufen. Was mich eher störte waren die vielen Höhenmeter und die umgestürzten Bäume des letzten Sturms, die überall wieder den Lauffluss bremsten und umgangen oder durchklettert werden mussten. Die Kälte war gegenüber 14 Tagen zuvor in Hamm erträglicher, weil die Strecke wie erwartet deutlich windgeschützter verlief als in der Soester Börde. Dennoch waren die Iso-Drinks am ersten VP nach etwa 12 Kilometern halb eingefroren und erinnerten eher an Caipirinha als an Läuferverpflegung. Dennoch ging es gestärkt wieder in die Wälder. Bisher klappte das Zusammenlaufen ganz gut, zeitlich waren wir allerdings schon ein wenig im Hintertreffen. Weiter ging es, zumeist furch dichte Wälder, aber stets blieb es ein hinauf und hinunter. Trotz der Kälte war es dadaurch natürlich recht kurzweilig. Nach etwa 21 Kilometern – hier bereits im bereich von Remscheid, verabschiedete sich Oli von uns. Das bedeutete ab hier bedeutend mehr Arbeit, die Gruppe zusammenzuhalten, denn Andreas als Guide fiel es nicht leicht, andere „Vorläufer“ im Zaum zu halten. Immer wieder mussten wir rufen, damit nicht zu weit nach vorne oder an zu steilem Berg noch gelaufen wurde. Wir hatten erst ein gutes Viertel der Strecke geschafft, da heißt es für alle, mit den Kräften haus zu halten. Nach einer Schleife durch das Tal des Morsbaches näherten wir uns dem zweiten VP. Der lag ungünstig auf der Höhe in Berghausen, die Straße hieß bezeichnenderweise „Auf der Kante“. Leider erwies sich der Standort als extrem zugig. Mit meinen kälteklammen Fingern gelang es mir kaum, die Haribos aus den Tüten zu greifen. Ich versorgte mich mit Nüssen, Marshmellows und einem Mars-Riegel zum Mitnehmen, dann geht es endlich weiter. Bisher ist die Stimmung ganz gut, ich schaffe es für mich, jenen Ultrallauf-Zustand zu erreichen, den ich immer anstrebe: Nicht an das denken, was noch kommt, kommen könnte oder wie weit es bis um nächsten VP oder gar zum Ziel ist, sondern sich ganz auf das hier und jetzt, die Gegenwart zu konzentrieren und sich darauf einzulassen. Aus dem Ort heraus und wieder im Wald führt uns der Weg fast auf Gleise, ehe wir sehen, dass ein schmaler Trampelpfad neben diesen her führt. Gerade philosophiere ich, dass die Gleise seltenst befahren werden dürften, wegen des Rostes auf den Laufflächen der Schienen, die klingelt mich eine alte Tram aus den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts aus den Spekulationen. Wir sind an der Museumsstrecke des Bergischen Straßenbahnmuseums in Kohlfurth, direkt an der Grenze zu Solingen. Hier betreibt ein e.V. ein Straßenbahnmuseum, die Exemplare befahren diese Museumsstrecke von einigen Kilometern durch den Wald. Unten angekommen laufen wir über die Kohlfurther Brücke, die nun für Straßenbahngleise nicht mehr nutzbar ist. Hier waren wir auch beim bergischen Wupperlauf schon einmal. Und kaum unten geht es im Wald schon wieder hinauf, auch diese Strecke kommt mir bekannt vor. Oben angekommen belaufen wir einen Feldweg, von dem aus man einen schönen Blick auf die Stadt Solingen hat. Leider liegt das freie Feld oben auf dem Berg auch schön im eisigen Wind und der Weg ist leicht angematscht, so dass das Laufen in den Fahrspuren etwas schwer fällt. Claudia stolpert dann auch gleich mal, verfehlt glücklicherweise den Stacheldraht rechts, legt sich aber leider im wahrsten Sinnes des Wortes auf die Nase. Nach kurzer Schrecksekunde, es war nur eine kleine Schramme zu sehen, ging es weiter. „Lassen wir halt das Licht aus heute Abend“ scherze ich. Wieder weiter durch die Wälder streifen wir Richtung VP bei Kilometer 38. Hier sollen die Marathonis starten, wir sind aber schon in deutlichem Zeitverzug. Einige machen sich Sorgen, dass die „Neuen“, die ja frisch sind, das Tempo weiter forcieren könnten und es werden erste Stimmen laut, die hier bereits eine Aufteilung in zwei Gruppen fordern. Am VP wird es nun schwerer, mit eingefrorenen Fingern die Nahrung zu greifen. Aber man muss ja etwas essen. Etwas später kommen Mario mit Philip, der hat netterweise immer auf Mario gewartet. Mario steigt hier aus, es ist irgendwie nicht sein TAg und es geht ihm offensichtlich nicht gut. Leider kommen die Drei, Hund Drover muss ich ja auch dazu rechnen, erst an, als alle schon wieder loslaufen wollen. Oli bittet mich, noch etwas zu warten und dann mit Philip hinterher zu laufen. Dank des Tracks auf meiner Uhr und unserer beider Konstitution erscheint dies ein mögliches Unterfangen, welches auch Philip und Drover eine 5-Minuten-Pause ermöglicht. Nach der Verabschiedung Marios gehen wir drei also auf die „Aufholjagd“. Wir müssen sie ja nicht nach zwei Kilometern einholen, sind wir uns einig. Dennoch geben wir wohl tüchtig Gas. Der Weg führt uns Richtung Müngstener Brücke, jenem Wunderwerk der Ingenieurskunst von 1897. Wir nähern uns von Süden, um dann die Trasse zu unterlaufen und die Brücke im Tal der Wupper am Brückenpark über uns zu sehen. Trotz der teilweisen Eingerüstung immer ein beeindruckender Anblick. In der Ferne sehen wir bereits die letzten Läufer. Das war ja schnell gegangen oder besser, gelaufen! Ich schaute gar nicht mehr auf den Track und war überzeugt, dass wir nun den direkten Weg entlang der Wupper nach Schloß Burg belaufen würden, aber da hatte ich die Rechnung ohne unseren Oliver Witzke gemacht. Steil rechts ging es noch einmal den Hang hinauf, erst kurz vor der Wupperbrücke wieder hinunter. Ein Beweis, dass hier jeder Berg mehrfach in die Streckenplanung eingebunden wurde. Aber wahrscheinlich wollte man den Marathonis halt auch nur noch ein paar Höhenmeter gönnen. Hoch ging es nach Schloss Burg in Solingen, der Sessellift zur Burg war sogar in Betrieb und trotz des eisigen Wetters war eine Gondel sogar von einem Pärchen besetzt. Schloss Burg ist immer wieder ein beeindruckender Anblick, der einstige Stammsitz der Grafen von Berg wurde im 19. Jahrhundert wieder aufgebaut und thront hier hoch über der Wupper . Eine Hommage an das Rittertum und die Romantik des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Ich stehe ja auf so etwas. Ohne meine Mitläufer mit Geschichten der Geschichte zu langweilen geht es wieder hinab, diesmal aber nicht Richtung Sengbachtalsperre wie beim Bergischen Wupperlauf. Durch Sengbachtal, über die A1 geht es einletztes Mal richtig hinauf, dann haben wir ungefähr bei Kilometer 48 den „Höhepunkt“ der Strecke erreicht. Meine Lust hat nach gut 8 Stunden aber auch den Tiefpunkt erreicht. Die Kälte dringt irgendwie überall durch, der VP ist wieder auf einer zugigen Höhe aufgebaut. Man bekommt am VP auch sofort wieder eiskalte Finger, auch wenn man warmen Tee zu sich nimmt. Hier teilen wir die Gruppe. Claudia, Yvy und ich bleiben natürlich bei der langsameren Gruppe. Wir sind alle froh, dass das mühsame zusammenhalten der Gruppe nun ein Ende haben könnte. Ganz ist es nicht zu Ende, aber es wird wesentlich einfacher.Wir laufen wieder in den endlosen Wald, der ins ins Eilfgental führt. Ich habe irgendwie so die dumpfe Vermutung, dass wir einige der Strecken demnächst bei den bergischen 5 wiedersehen würden, was Oli mir später auch bestätigen wird. Durch die Tatsache, dass es nun bergab geht, geht es mit meiner Laune noch lange nicht wieder in die andere Richtung. Das mit der Gegenwart hat sich gerade mal erledigt, ich überschlage unser Tempo und errechne die Ankunftszeit am Kölner Dom mit 21:30 Uhr. Damit sollte ich am Ende nicht so falsch liegen. Wenn wir in seltenen Momenten einmal Passanten begegnen, frage ich immer wieder mal, ob wir Richtung Kölner Dom auf dem richtigen Weg seien. Die unterschiedlichen Reaktionen, zumeist Gelächter und Schmunzeln, heitern mich ein wenig auf. Es sind ja nur noch 30 Kilometer, das nächste Etappenziel würde der Altenberger Dom sein. Es geht mal wieder über einen breiteren Bach, er führt zu viel Wasser, um trockenen Fußes hindurch zu kommen. Ein Baumstamm liegt quer darüber, der erste versucht ihn balancierend zu überqueren. Einige Meter weiter sind Forellenteiche auszumachen, hier könnte man den Bach gefahrlos überqueren. Manche sind halt unvernünftig. Auf verscheitem Baumstamm rutscht man schnell aus und liegt im Wasser. Ein klatschnasser Mitläufer bei minus zwei Grad Celsius wäre eine große Herausforderung füe eine Kleidersammlung in der Gruppe nach dem Motto: „Jeder zieht ein Teil aus“. Denn lustig ist das dann nicht mehr. Irgendwann weisen Schilder auf Altenberg hin. Aber die noch angezeigten 5 Kilometer werden irgendwie nicht weniger. Der Altenberger Dom ist aus einer Klosterkirche der Zisterzienser im 12 Jahrhundert entstanden, die ihre Klöster gerne in abgelegenen Gegenden errichtetet. Uns so schön es hier im Eilfgental ist, so abgelegen ist es auch. Zumal es auch schon langsam beginnt, dämmrig zu werden. Nach gefühlt weiteren 6 Bachüberquerungen entlang der Dhünn und ihren zuflüssen Erblicken wir endlich den Dom. Vorher kommen wir noch am Eingang eines Märchenwaldes vorbei. Gibt es so etwas noch? Hütten im Wald, wo Puppen die Szenen der Grimmschen Märchen nachstellen und man auf Knopfdruck die Geschichten erzählt bekommt? Erinnerungen an frühe Jugend wird wach, gleichzeitig komme ich mir ebenso anachronistisch vor wie mir jene Märchenwald-Kaffe-und Kuchen-Ausflugsszenerie, die irgendwie aus dem letzten JAhrhundert überig geblieben zu sein scheint. Claudia und Yvy besetzen kurz noch einmal ein Münzkarussell, mir kommt die „Carousel Walz“ vom Beginn des Somgs „Tunnel of love“ von den Dire Straits in den Kopf. Anachronismus der 80er, wie ich. Dann sind wir am Dom. Nicht am Kölner, sondern erst am Altenberger. Auch er war in der Neuzeit verfallen bis hin zum Einsturz des Daches, von den Preußischen Königen Friedrich-Wilhelm III. und des IV. wiederaufgebaut unter der Auflage, künftig beiden Konfessionen zu dienen. Ich war hier einmal 1988 im Rahmen meines Grundwehrdienstes und hatte Offiziere zu einem Bundeswehrgottesdienst hierher zu fahren. Sonst wäre ich im Leben noch nicht da gewesen. Irgendwie bildet Wehrdienst ja wohl auch. Wir durchlaufen die Anlage, kurz dahinter ein weiteres Ausflugslokal in einem Fachwerkhaus. hier erwartet und Oli mit dem vorletzten VP. Wir haben 60 Kilometer geschafft, es ist 18 Uhr und wir werden mit frischen bergischen Waffeln überrascht. Zusätzlich kredenzt man frische Gemüsebrühe. Beide Heißgerichte tun wirklich gut, hier hat Oli sich mal wieder selbst übertroffen. Leider heißt es auch, nun die Stirnlampen aus den Taschen des Begleitautos zu holen. Es sind noch etwa 20 Kilometer, die können sich aber ziehen. Meine Laune steigt aber irgendwie plötzlich wieder. Das sind so die Wunder des Ultralaufes. Ich hatte ernsthaft kurz vor dem Altenberger Dom ans aussteigen gedacht. lediglich die Solidarität mit Claudia und Yvy und die Tatsache, dass wir ja schon den Welveraner Hammer abgebrochen hatten, ließ mich weiter laufen. Nun ging es mir irgendwie wieder gut. Ich scherzte wieder, während wir ein Stück Radweg entlang der Bundesstraße auf endlich einmal glattem Asphaltgeläuf liefen, wo das Tempo doch gleich wieder anstieg. In Odenthal hatte das dann ein Ende, den pünktlich mit Eintritt der Dunkelheit hatten wir den Wald wieder erreicht, der sich bis in die Randbezirke von Köln ziehen sollte. Eine letzte Hügelüberquerung entlang der Dhünn, dann ging es relativ flach weiter. Wir erreichten im Schnitt dennoch keine Pace unter 9 Minuten mehr, auch dem geschuldet, dass man immer wieder einmal die Gruppe zusammenkommen lassen musste. Auch dass der Track teilweise über Trampelpfade führte, gefühlt mitten durch das Unterholz, trug dazu bei. Nur mit Stirnlampen und dem Track „querwaldein“ bis zum nächsten Weg, da brauchst Du über „Pace“ nicht mehr nachzudenken. Claudia ging es zeitweise ganz schlecht. leichte Kopfschmerzen von ihrem Sturz, dann bekam sie Kreislaufprobleme aufgrund der vielen tanzenden Lichtkegel unserer Stirnlampen in der Dunkelheit des Waldes. Ich blieb möglichst bei ihr, wir mussten aber immer wieder einmal Gehpausen einlegen, was die Gruppe natürlich auch aufhielt.

Irgendwann hatten wir den letzten VP erreicht. Große Lust, sich lange aufzuhalten, hatte irgendwie niemand mehr. Es war 8 Uhr am Abend, wir waren zwölf Stunden unterwegs und wollten ans Ende. Oli wusste nicht genau, ob es noch 9 oder 10,5 Kilometer bis zum Ziel sein sollten. Wir hätten aber nur noch maximal 90 Minuten, um 21:30 Uhr würde der Bus abfahren. „Unterstehe Dich, im Notfall lege Dich bitte vor die Räder“ mahnte ich den Veranstalter, denn ohne den gebuchten Bus auf der zugigen Domplatte und das Auto am Zoo in Wuppertal war nun nicht gerade eine verlockende Aussicht. MIr war aber klar, dass das nicht geschehen würde, Oli hätte sich wohl im Zweifel wirklich eher vor die Räder gelegt. Irgendwann spuckte der Wald uns endlich aus, wir liefen auf Zubringerstraßen der Kölner Vororte. Die Stirnlampen wurden überflüssig. Es lief gefühlt wieder flüssig, auch Claudia bewegte sich im Rhythmus der Gruppe mit, auch wenn es ihr schlecht ging. Aber meine Frau kann beißen. Für die 90 Minuten war eine 9er Pace ausreichend. Auch wenn vereinzelt Gehpausen eingelegt wurden, lagen wir nun meist deutlich unter 8 Minuten. Aber es war ja die Differenz der Kilometer. 3 mehr würden gut zwanzig Minuten obendrauf bedeuten. Es war jedenfalls zu spüren , dass keine umgestürzten Bäume, Höhenmeter oder Bäche mehr unseren Lauf aufhielten. Asphalt und Pflaster ist halt planbar, Gelände nur bedingt. Bald kamen mir die Straßen bekannt vor und wir hatten endlich die Mülheimer Freiheit erreicht. Es „roch“ nach Rhein, der Dom war fast zeitgleich mit der Mülheimer Brücke zu sehen. Ab dem Rheinufer war es bei Claudia dann vorbei mit dem Laufen, wir konnten nur noch stramm gehen. Zu schwindelig war ihr, sie hatte immer das Gefühl, umzufallen. Wir ließen die Gruppe laufen. Es würde zeitlich in etwa reichen. Über den Katzenbuckel der Deutzer Hafenbrücke, unter der Zoobrücke ging es zur letzten Flußquerung unserer langen Reise. Um fünf vor halb zehn betsiegen wir die Stufen zur Hohenzollernbrücke. Oben wollte Claudia dann auch wieder laufen. Der Anblick des beleuchteten Rheinpanoramas war schon zuvor beeindruckend, als wir nun auf den Dom zu liefen, war dies schon ein Höhepunkt der Veranstaltung. Leider bleib wenig Zeit zum Genuß, als wir die ganze Gotik umlaufen hatten und vor dem Portal standen, empfing uns…….nichts. Orientierungslos versuchten wir Oli anzurufen, mit klammen fingern in behandschuhten Händen nicht gerade ein leichtes Unterfangen. Duschen im Schwimmbad würde nix mehr, das war schon lange klar. Aber wo war der Bus? Ohne echtes Zielfoto hetzten wir um kurz nach halb um zwei Straßenecken, und da war er tatsächlich noch. Unser Bus, an Bord der Rest der Truppe und Veranstalter Oli. Insgesamt 83,5 Kilometer hatte mein Garmin aufgezeichnet. Nicht die 9er Pace war also das Problem, es waren die drei Kilometer mehr. Egal, wir waren nach gut 13 1/2 Stunden angekommen, hatten 2000 Höhenmeter und 83 Kilometer bezwungen und saßen im Bus.

Mein Fazit: Wir haben es geschafft, den Lauf, der sich in der Tat als „gefühlter 100er“ erwiesen hatte, halbwegs vernünftig über die Bühne zu bringen. Der Genuss der tollen Landschaft wurde einerseits durch den Schnee noch verstärkt, durch die Kälte andererseits auch wieder zunichte gemacht. Aber das sind persönliche Empfindungen. Wir haben es trotz Hochs und Tiefs durchgezogen, darauf konnte man stolz sein. Meine Hüfte hat nicht groß gemuckt, ich war gespannt, wie es sich am Sonntag anfühlen würde. Gegen 22:30 Uhr waren wir zurück an unserem Auto eine weitere Stunde später endlich zuhause. Dass wir noch etwas essen wollten, verdrängten wir nach dem Duschen mal schnell. Unser geheiztes Wassrbett war zu verlockend und bevor der Hunger kam, schliefen wir bereits….

Und wenn sie nicht wach geworden sind, dann schlafen sie noch heute.