Halbe Sachen in Köln – zu Gast beim CTW-Triathlon

Triathlon – das hieß für mich in der Regel eine Volks- oder Sprintdistanz so zwischendurch. Eigentlich war es auch in diesem Jahr so geplant. Aber erstens kommt es anders… zweitens bin ich ja Mitglied im Team Erdinger Alkoholfrei. Und da kann man sich ja um Startplätze bewerben. Gerade, als ich im Mai bei meinen Freunden herummeckerte, dass ich seit meiner verletzungsbedingten Absage des 5 km Laufs in Bocholt im Vorjahr keinen Starts mehr erhalten hatte, kam die Mail, dass ich einen Platz bei der Halbdistanz in Köln ergattert hatte. Hatte ich mich da überhaupt beworben? Hatte ich leichtsinnigerweise, ich hatte sogar kurz überlegt, Langdistanz anzuklicken, dann aber Gott sei dank mich eines Besseren besonnen. Eigentlich mag ich die Halbdistanz. Der Anteil des ungeliebten Schwimmens ist anders als bei der Olympischen Distanz nur 400 m länger, 90 km Rad gehen noch ganz gut und ein Halbmarathon gibt mir mehr Gelegenheit, Versäumtes aus den Vordisziplinen aufzuholen als ein 10 km – Lauf.  Nun gut, ich war also dabei. In Köln beim CTW hatte ich 2013 meine einzige Langdistanz bestritten, die mich vom Gefühl her eher enttäuschte. Nicht wegen meiner Leistung mit 12:16 Stunden, sondern wegen des Hochgefühls, was sich damals nicht einstellen wollte. Aber dazu später mehr. Zumindest kannte ich die Strecke und die Gegebenheiten diesmal, das kommt mir immer etwas entgegen.

Also hieß es, das Training im Sommer etwas mehr auf Schwimmen und Radfahren auszurichten. Da mein Freund Marco sich ja sowieso auf eine Langdistanz vorbereitete und zudem eine nette Gruppe „Freiwasserschwimmen“ aufmachte, wo man sich häufiger am Wochenende zu nachtschlafener Zeit um 8 Uhr am Masurensee zum gemeinsamen Schwimmtraining traf, ergaben sich für uns gute Trainingsmöglichkeiten. Caudia schwamm auch immer mit, zwei Mal kombinierten Marco und ich das Ganze mit einer längeren Radrunde. Alles in allem 708 Radkilometer, für mich als Läufer schon eine Bemerkenswerte Leistung. Auch die insgesamt 12,7 Schwimmkilometer sind für mich schon eine Leistung, dazu kamen etliche gemütlichere Meter ohne Erfassung in unserem Sommerurlaub in den Kärntener Badeseen. Das ist zwar weit von einem systematischen Triathlontraining entfernt, reicht aber für mich, um wieder halbwegs „reinzukommen“.

Was für eine Zeit sollte man sich vornehmen? Nun ja, 12:16 bei einer leidlich vorbereiteten Langdistanz sollten eine Sub 6 als Minimalziel für die Halbdistanz erlauben. Damit reisse ich keine Bäume aus, das war mir klar. Ein vorderer Platz im letzten Drittel der Starter, mehr wäre damit nicht drin. Aber das muss man aushalten, wenn man nicht kraulen kann und nur mäßiges Radmaterial zur Verfügung hat.

Der Test zwei Wochen vorher bei der Sprintdistanz in Kettwig verlief mit Schlauchwechsel detaillierter als gewünscht. (http://laufen-in-dortmund.blogspot.de/2017/09/1000-herzen-triathlon-mal-wieder-im.html) Die Woche danach lies mir nur Zeit zum Bahntraining am Montag und zum Targobankrun am Donnerstag. Was sollte ich am Samstag noch tranieren? Auf meinem Plan standen 20 km Laufen, aber Claudia wollte mit Kim die RTF-Tour im benachbarten Moers fahren. Ich überlegte hin und her und entschied mich erst am Samstag morgen, die RTF über 76 km zu fahren. mit 10 km hin und zurück wären das knapp unter hundert und eine gute Einheit vor der Halbdistanz. Das würde mir mehr bringen, als zu laufen. Gesagt, getan, mit einem Schnitt von über 31 km/h lief die RTF sehr gut für mich. Auch wenn ich bedenken musste, viel „am Hinterrad“ anderer gefahren zu sein. Das ist wesentlich leichter, geht beim Triathlon wegen des Windschattenfahrverbotes aber nicht. Insofern war es klar, dass ein 30er Schnitt ein ambitioniertes Ziel sein würde.

Im Schwimmen hatte ich unsere Masurenseerunde mit etwa 1700 m so um die 42 Minuten mehrfach absolvieren können. Mit Wettkampfadrenalin war also durchaus eine Zeit zwischen 45 und 5o Minuten machbar. Ein 30er Schnitt auf dem Rad wären 3 Stunden für die 90 Kilometer, der Halbmarathon sollte in 2 Stunden immer gehen. Dann hätte ich 10 Minuten für zwei Wechsel, das geht bei der Größe der Wechselzonen in Köln. Alles Andere wäre Zugabe. Ich finde, wenn man einen so hochwertigen Startplatz gewinnt (zwischen 150 und 280 € je nach Meldezeitpunkt), ist man es dem „Spender“ schuldig, eine halbwegs vorzeigbare Leistung zu versuchen und nicht da einfach so herumzubummeln. Damt wäre ich auch nicht zufrieden gewesen.

Die Woche vor der Veranstaltung verbrachten wir in England, unsere Tochter zum Auslandssemester wegbringen und nahmen keine Laufsachen mit. Drei Tage zu Fuß durch London waren Training genug. Da es mir zumindest gelang, am Zebrastreifen in der Abbey Road  nicht überfahren zu werden, sollte dem Start am Sonntag nichts im Wege stehen.

Freitag spät am Abend zurück mit schlechtem Gewissen, 8 Tage keinen Meter gelaufen zu sein, hieß es am Samstag Fahrrad warten, putzen und Klamotten packen. Dank meines Starts um 12:15 Uhr mussten wir nicht so früh los und machten uns am Sonntag gegen halb neun auf die Autobahn Richtung Köln. Claudia nahm auch Ihr Rennrad mit, um für den Support beweglich zu sein. Denn Start am Fühlinger See und Ziel in Deuz liegen gut 10 Kilometer auseinander. Bei der Anmeldung erhielt ich insgesamt 3 Beutel. Einen für die Laufsachen, der war bis 12 Uhr abzugeben und sollte in der Wechselzone 2 am Radständer hängen. Einer für trockene Zielkleidung, der wohl im Ziel ausgehändigt würde. Und ein für die Schwimmsachen, insbesondere den Neo. Ich hatte aus Essen die Erkenntnis mitgenommen, dass ich mein Rad- und Lauftop schlecht über meinen nassen Oberkörper gezogen bekomme und ließ es unter dem Neo an. Es war mit 20 Grad warm genug um die Mittagszeit. Radschuhe stellte ich bereit, ich ziehe sie am Rad an und laufe mit denen dann bis zum Aufstieg aufs Rad. Helm und Brille mit Startnummernband auf den Lenker, ein kleines Handtuch dazu. Das war es. Je eine alte Radflasche mit Haferschleim- Gel – Gemisch und eine mit Sportgetränk in den Flaschenhaltern, ein Dextro Liquid-Gel klebte ich mit Panzerband an den Lenker. Das war mein Radaufbau. Wir hatten uns noch mit Hajo und Lars getroffen. Mit Hajo startete im letzten Block 10 Minuten nach mir, ich hatte nicht bedacht, dass ich mit einer Zeitangabe 5:55 im mitteleren Block ein sortiert würde. Als langsamer Schwimmer würden mich einige aus dem dritten Block also überholen, was meine Taktik, von hinten zu starten, dann doch obsolet machen könnten. Lars war eh schneller, da er deutlich besser schwimmt und auf dem Rad auch besser ist. Dasselbe galt für Hajo. Was beim Laufen noch geht, war auch für mich die Wundertüte. Ich ließ mich also zu Wasser, das geht in Köln von einem großen Ponton recht komfortabel. 21 Grad Wassertemperatur erwiesen sich nach dem ersten Schreck als gut temperiert, leider war ich etwas spät dran und registrierte mit Entsetzen, als „30 Sekunden bis zum Start“ ausgerufen wurden, ich aber locker noch 100 Meter bis dahin zu schwimmen hatte. So war ich beim Startschuss noch gut 50 Meter hinter dem Feld. Ich wollte sie eh zunächst alle schwimen lassen und mich nicht in das Gewusel mischen. Zum einen störe ich die anderen mit meinem Beinschlag nach hinten und könnte sie treten. Zum anderen besteht die Gefahr, selbst getreten oderdie Brille vom Gesicht gerissen zu bekommen. Das kostet am Ende mehr Zeit als 30 Sekunden zu warten. Jetzt war es etwas sehr weit hinter dem Feld. ich war wirklich mit Abstand letzter! Nun gut, das würde sich geben. Ich suchte meinen ruhigen Zug, fand ihn schnell und holte rasch auf die letzten auf. Einen nach dem anderen konnte ich absammeln und am Wendepunkt nach gut einem Kilometer sah es gefühlt ganz gut für mich aus, nicht ganz am Ende aus dem Wasser zu müssen. Kurz nach der Wende geschah dann das erwartete. Der dritte Startblock kam von hinten. Das Schwimmen in einer Regattabahn hat für die Krauler den Vorteil, dass sie sich an den Bahneinteilungen und dem etwa 1,5 m unter der Wasseroberfläche längs gespannten Stahlseil orientieren können und sich somit nicht „verschwimmen“. Das nimmt mir als Brustschwimmer natürlich diesen kleinen Vorteil, stets zu sehen, wo ich hinschwimme und somit Schlenker zu vermeiden. Prompt kamen die ersten bedrohlich nah an mir vorbei. Ich schwamm also etwas weiter von der Bahnabtrennung weg, es wurde erst einmal besser. Die eine oder andere grüne Badekappe überholte ich noch (die drei Starterfelder hatten silberne, grüne und blaue Kappen), dann kam die erste Masse der „Blauen“. Den einen oder anderen Versuch, über mich hinweg zu schwimmen, vereitelte ich mit meinen kräftigen Beinausschlägen nach hinten. Ich traf  wohl auch den einen oder anderen, ich hoffe nicht ernsthaft. Aber hinten habe ich keine Augen und der Schwimmstil ist laut DTU-Wettkampfordnung ausdrücklich frei wählbar. Hier muss ich die Verantwortung an die Überholer delegieren. Pech, wer einen Tritt bekommt. Hört sich doof an, ist aber so. Mehr als ganz hinten starten kann ich nicht. Jedenfalls kam ich so ganz gut aus dem Wasser. Helfer zogen mich heraus, Claudia stand direkt an der Matte. „46!“ rief sie mir zu und motivierte mich damit riesig. Fast meine Traumzeit von 45, das lief an wie geschnitten Brot. und ich hatte nicht das Gefühl, völlig platt zu sein. Das Schwimmtraining hatte sich schon einmal ausgezahlt. Das gab mir auch Ruhe für die Radstrecke. Der Wechsel klappte recht zügig, schon saß ich auf meinem Bulls Rennrad und trat an. Claudia rief mir zu, dass Hajo nur kurz vor mir sei und schnell hatte ich ihn auf der Radstrecke. Die führt zunächst über die Industriestraße, das „Niehler Ei“ und die Boltenstraße Richtung Stadt, leider im Gegenwind. Der war nur leicht, dennoch ist es ja im Sattel immer zu viel. Ich fuhr an Hajo heran und bleib dabei. so 10 Meter dahinter, das Wettkampfrichtermotorrad hatte keine Einwänden. Die Straße ist hier bis zur Stadt leicht wellig, es geht immer leicht hoch oder hinunter. Ich klemmte mich an Hajo, überholte ihn  auch mal kurz, dann kam er wieder vorbei. Platz war genug. Schön war, dass meine Kilometerzeiten immer deutlich unter 2 Minuten blieben, das ist die Schallmauer für den angepeilten 30er Schnitt. Ich war schneller unterwegs. Vor der Hohenzollernbrücke ging es in den Rheinufertunnel hinab, in rasender Fahrt hieß es, im Tunnel Tempo zu halten. Anschließend geht es stramm hinauf, durch den Tunnel unter dem Maritim-Hotel auf die Brückenrampe zur Deutzer Brücke. Das geht in die Beine, aber hier stehen viele Zuschauer. Sadisten wie immer, stellen sich an die schwierigsten Stücke, machen aber gute Stimmung, ehe die Einsamkeit mit schöner Aussicht auf der Deutzer Brücke wartet. Die rasante Abfahrt auf das rechte Rheinufer war geprägt von grottenschlechten Straßenbelag, der dann doch zu defensiverer Tempopolitik mahnte, zumal schnell danach am LVR der Verteilerkreis die Wende markierte. Wieder ging es hinauf auf die Brückenrampe, das ist hier die „Bergetappe“ und bremst den Schnitt ein wenig aus, zumal ich auch bei der Abfahrt zum Tunnel aufpassen musste, denn die Innenkurve ist eng für hohe Geschwindigkeiten. Hajo war jetzt schon etwa 20 Meter vor mir, an der Abfahrt in den Rheinufertunnel holte ich ihn ein letztes Mal. Rollen kann man Rad offensichtlich gut, oder aber, ich bin windschnittiger als er. Spaß beiseite, nach der Auffahrt aus dem Tunnel merkte ich, dass ich nicht dranbleiben konnte. Es würde zuviel Kraft kosten und es waren noch weit über 70 Kilometer. Sein deutlich besseres Rad und seine größere Triathlon-Erfahrung ließen bei mir Vernunft walten. Ich suchte mir jemand anderen und fand ihn auch. Der Schnitt bleib wieder unter zwei Minuten. Auf der Bolten- und Industriestraße wurde es sogar rasant mit Zeiten unter 1:40 und 37er Km/h-Werten. Der Rückenwind machte sich doch bemerkbar. Vorbei am Fühlinger See geht es auf einen gegenüber 2013 geänderten Kurs, durch zwei Verteilerkreise und dann zurück an den Fühlinger See. Die Felder um Chorweiler und den Worringer Bruch sind ausgespart, das heißt für die Langdistanzler 4 statt drei Radrunden. Langweiliger, aber kostengünstiger für den Veranstalter. Am Start der Radstrecke stehen Claudia und Eli, das gibt wieder Motivation für die nächste Runde. ich denke hier nicht daran, wie weit es noch ist, sondern konzentriere mich nur auf den Moment und die aktuellen Gegebenheiten. Und die sind warm. Die Sonne brennt ziemlich. Ich nehme eine Trinkflasche mit Iso am VP und nehme etwas von meinem Haferschleim dann wieder auf die hügelige Industriestraße gegen den Wind in die City. Ich fahre einen Moment vor, aber mein „Orientierungsfahrer“ kommt wieder vorbei. 10-12 Meter hinter ihm fahre ich weiter. Hier wird relativ wenig Windschattenfahren kontrolliert, sein dem Start habe ich das Motorrad mit Kampfrichter nur noch einmal auf der Gegenspur gesehen, da die aber baulich getrennt ist, kümmerte der sich nicht um den Gegenverkehr. Ich bemühe mich dennoch, die Regeln einzuhalten. Aber wenn es mal nur 6 Meter sind, muss ich nicht bremsen, sondern kann langsam den vorgeschriebenen Abstand wieder herstellen. Schon sind wir wieder im Tunnel und dann auf der Auffahrt zur Deutzer Brücke. Auf geht es in die letzte Radrunde. Ich hatte meine Trinkflaschen entsorgt und wollte eine neue mt Iso annehmen, griff aber leider daneben. Es blieb nur noch Cola und da ist nie viel drin. Egal, das musste jetzt bis zum VP am Fühlinger See reichenLeider auch die letzte Rückenwindetappe. Es kam eben einige Male vor, dass ich kanpp über 2 Min/Km war, aber mein Puffer sollte dazu ausreichen. Nun geht es wieder flotter. Leider macht sich mein Rücken bemerkbar. Ich habe ziemliche Schmerzen und muss versuchen, beim Rückenwind aufrechter zu fahren. Das hilft ein wenig. Dennoch muss ich mich immer mal strecken und auf den Pedalen dazu aufrichten. Das bricht den runden Tritt, ist aber nicht zu ändern. Der Schmerz strahlt bei kräftigem Treten in das rechte Bein hinunter, das ist nicht gut. So muss ich mich ran halten, meinen „Vorfahrer“ nicht zu verlieren. Aber genau das ist wichtig. Dass man einen Orientierungspunkt hat, der einem in gewissen Momenten signalisiert, dass man kurz einmal beißen muss. Alleine kriegst Du das nicht auf die Kette. Meine Schmerzen ignorierend blieb ich dran, vorbei am Fühlinger See bis zum Wendepunkt. Ich denke hier nicht in Kilometern, sondern in Strecke. Das ist leichter. Am VP lasse ich mir diesmal Zeit, fahre langsam an und bunkere eine Flasche Iso und eine Cola. Auch einen Riegel lasse ich mir anreichen und verspeise ihn zunächst. Die sind recht lecker und nicht so trocken, hatte ich  noch von vor vier Jahren in guter Erinnerung. Mein Vorfahrer schien weg, auf der Industriestraße habe ich ihn schon wieder. Aber dann muss ich vorbei, er wird mir zu langsam und es läuft bei mir noch überraschend gut. Trotz meiner mehrfachen „Streckungen“ kommt er nicht mehr ran, ich suche mir eine Frau in hellblauem Oberteil vor mir, denn alleine werde ich wieder langsamer. Langsam reicht es mit dem Radfahren, ich freue mich auf die Laufstrecke. Am Rheinufer muss ich die Dame ziehen lassen, ich komme nicht mehr auf Tempo. Ich will jetzt aber auch nichts zwingen und zuviel keulen, denn gleich beim Laufen muss ich frische Beine haben. Frisch ist gut nach fast 90 km Rad, aber egal. Ich fahre also recht langsam die Deutzer Brücke hoch, lasse hinunter nur noch rollen und bin an der Wechselzone. Vorsichtig wuchte ich mich vom Rad, um meinen Rücken nicht zu schädigen. Gleich beim Laufen würde es besser werden. Hoffte ich. Ein Streckenposten lotste mich zu meinem numerierten Radständer, wo ich auch meinen Laufbeutel vorfand. Die Kramerei darin kostete Zeit. Da meine Waden sich schon recht hart anfühlten, zog ich neben meinen Socken auch noch die Kompressionstubes an, dann Mütze auf, Helm ab und los. Mist, die Uhr am Rad vergessen. Das merkte ich nach 50 Metern in der Wechselzone, also nochmal zurück, Uhr an und weiter. Ohne Uhr wurde ich nervös werden, außerdem wäre meine Statistik nicht vollständig. So bin ich halt. Fühlten sich die ersten Schritte mit Rad an der Hand noch desaströs an, lief es nun gleich besser. Ich überholte gleich die ersten Läufer vor mir und nahm mir vor, den ersten Kilometer nach Gefühl zu laufen und dann zu sehen, was für eine Pace dabei herauskam.Ich hatte keinen Blick auf die Zeit, meine Uhr war nur auf Rundenzeiten eingestellt. Aber die 6 Stunden sollten auch bei einem Zwei-Stunden-Lauf noch locker drin sein, ich konnte es also entspannt angehen. 5:01 piepste meine Uhr nach dem ersten Kilometer und das fühlte sich gut an. Es ging also. Auch hier war die Strecke gegenüber 2013 verändert, die Runde am Deutzer Ufer war sehr kurz, dafür ging es die steilere Rampe zur Hohenzollernbrücke hoch. Trotz Rampe liefen die nächsten Kilometer sogar mit etwa 4:50. Das Überholen motivierte, im Geiste begann ich, Plätze zu zählen, obwohl das ja aufgrund der drei unterschiedlichen Startzeiten mit einem Spread von 15 Minuten insgesamt Blödsinn ist. Der Weg vom Zielbereich zur über die Hohenzollernbrücke war wuselig, viele Passanten störten sich nicht an Absperrungen und derer gab es bei sonnigem Wetter am Sonntag Nachmittag in Köln verdammt viele. Am ersten VP musste ich dann doch etwas Flüssigkeit ablassen, da das Dixi gerade frei wurde, nutzte ich das Mal. Das kostete Zeit, dennoch ging der Kilometer noch in 5:02. Ich war zu schnell, merkte das aber hier noch nicht. Irgendwo hinter der Zoobrücke musste der Wendepunkt kommen. Wo genau, wusste ich nicht. Und das zog sich da ohne Ende hin. Die Matten lagen nämlich erst fast vor der Mülheimer Brücke. Kurz davor kam mir Hajo entgegen. Es war für mich da nicht einzuschätzen, wie weit der vor mir war, denn die Matten konnte ich da noch nicht sehen. Dafür konnte mir nach der Wende kleine Abschnitte einteilen. Zunächst bis zur Mülheimer Brücke, dann zur Hohenzollernbrücke, dann zur Deutzer Brücke und nochmal wieder zurück. So flossen die Kilometer dahin. ich musste an den VP stehen und trinken, schüttete mir dennoch das klebrige Iso in den Ausschnitt, aber das war egal. Flüssigkeit musste hinein, auch wenn es sich ein wenig einwölkte. Die 5er Pace war langsam dahin, es kamen schon gut 15 Sekunden drauf und es fühlte sich genauso anstrengend an. 9 Kilometer waren gelaufen, die Wendeltreppe auf die Deutzer Brücke kam in Sicht. Die bricht Dir den Rythmus endgültig, ich war fix und alle oben, obwohl ich sie nur gegangen war. Aber: Hatte ich bis jetzte eine vielleicht 5:10er Pace geschafft, konnte ich nicht mehr viel kaputt machen auf der zweiten Hälfte. Das gab Sicherheit. und da mich auch kaum jemand überholte, ich dagegen viel mehr einsammelte, konnte es ja so schlecht nicht sein. Was sind noch 12 Kilometer? Ich war wieder bei Claudia, die immer noch an derselben Stelle stand, an der ich zwei Mal je Runde vorbei musste. Auf dem Rückweg versuchte sie ein Foto, hier waren aber starke Schlagschatten. „Hast Du Dir das beste Licht hier ausgesucht“ maulte ich ungerechterweise. „Wenn Du keine anderen Sorgen hast, geht es Dir scheinbar noch gut“ grummelte der Läufer in Orange neben mir und er hatte ja Recht. Ich weiß, dass Claudia das vom Ultra ja kennt, dass man schon einmal ungehalten wird. Sie hat sich hier den ganzen Tag die Beine in den Bauch gestanden und auf mich gewartet, das verdient Respekt und keine Kritik. Egal, ich war weiter, sie würde es verstehen. Ich ging hinauf zur Hohenzollernbrücke, wurde überholt, holte den aber gleich oben im Trab wieder ein . Mein Rücken hatte sich erwartungsgemäß gebessert, jetzt kam ja nur noch die Kür, die letzten 10 Kilometer. Auf den Serpentinen von der Brücke zum Rheinufer, die auch eigentlich zu eng zum Laufen sind, Überholte ich noch Sven vom OTV Endurance Team. Kurze aufmunternde Worte hin und her, weiter ging es. Kurz vor dem Wendepunkt dann Hajo auf der Gegenspur. Er baute auch ab, es war nicht mehr weit. Und nach der Wende hatte ich ihn recht schnell. Einem Moment lief ich neben ihm, stellte dann fest , dass mein Rythmus ein schnellerer war und lief weiter. Ich hatte durch das frühere Startfeld 10 Minuten Vorsprung, die würde ich nicht mehr aufholen. War klar und ist auch egal. Es ging tatsächlich nochmal ein Kilometer in 5:10 und 5:15, dann nur noch die blöde Treppe. Wieder im Kreis hinauf, wieder aus dem Takt. Und dann noch knapp 2 Kilometer. Ich spekulierte nun, wen ich noch holen könnte. Eine größere Gruppe war etwa hundert Meter vor mir, die holte ich auf der Brückenabfahrt. Immerhin nochmal eine 5:13. An der Wechselzone waren noch zwei weitere Läufer fällig, noch zwei im Tunnel des Hyat-Hotels. Wenn ich das Ziel sehe, bekomme ich schnelle Beine. Zwei kriegte ich noch, das waren mit Sicherheit noch ein paar aus meiner Startgruppe, dann die blöde 180 Grad-Kehre, die auch im neuen Ziel erhalten geblieben war und ich war da. Ein Blick auf meine Uhr zeigte eine knappe 5:34. Super. Ich freute mich riesig. Damit hatte ich die mein Mindestziel sehr deutlich unterboten. So fühlte ich mich aber auch an. Ich holte schnell zwei Erdinger, denn Hajo kam auch gleich ins Ziel. Etwa 3 Minuten nach mir, er hatte am Ende fast eine Minute auf die letzten 3 Kilometer verloren, dennoch war er unter 5:30 geblieben. Tolle Zeit für ihn. Jemand empfahl mir die Massage, ich holte schnell mein Finisher-Shirt ab. In der Schlange zur Massage packte ich es aus und stellte fest, dass es keine Funktionsfaser, sondern nur Baumwolle war. Das so etwas noch verteilt wird, ist schon kläglich, zumal es extra kostet. So ein Relikt aus den 80ern kann man nur auf der Couch anziehen, somit keine schöne Erinnerung. Auch die Medaille – schon vor 4 Jahren eher eine Werbeplakette des damaligen Namenssponsors – eine echte Enttäuschung. Das Band nicht bedruckt, die Medaille von der Sorte, wie sie bei kleinen Volksläufen verteilt wird, die Beschriftung per billigem Aufkleber. Dann noch nicht einmal die Distanz vermerkt. Auch die Zielverpflegung erschöpfte sich in weitgehend in Obst, Salzbrezeln, Cabanossi und Fertigkuchen aus der Packung. Neben Iso und Wasser natürlich das Erdinger Alkoholfrei vom Sponsor. Ich will nicht meckern, aber da bieten die Ironman- und Challange-Wettbewerbe ebenso deutlich mehr, jeder kleine Volkslauf auch. Für dreistelliges Startgeld eher peinlich, wie ich finde. Auch, dass man nicht einmal einen roten – grünen – blauen oder was auch immer Teppich auf den letzten Metern auslegt, ist eher provinziell. Der Zielaufbau glich dem in Essen beim 100-Herzen-Triathlon und das ist eher peinlich für eine halb- oder Langdistanz. Toll dafür die Massage. 10-12 Plätze, die Masseurinnen und Masseure nahmen sich richtig Zeit. Die Wartezeit war deutlich kürzer als die Anwendung. Ich war wohl völlig verspannt und verzogen, meinem Rücken und der hinteren OS-Muskulatur tat die Anwendung aber richtig gut. Doof war auch, das im Ziel nicht die Zielbeutel ausgegeben wurden, sondern erst in der 700 m entfernten Wechselzone. Da hätte man die Sachen auch mit in den Laufbeutel packen können, der am Rad lag. Es wurde nämlich schnell kalt im Wind hier am Rheinufer. Schlotternd ging ich mit Claudia in die Wechselzone, zog mir endlich etwas frisches an – ein Zelt dafür wäre auch von Vorteil gewesen. So musste die Startnummer als Lendenschurz herhalten, ging auch.

Die Analyse der Ergebnisse am für mich noch freien Montag ergab folgende Eckdaten:

Was sollte ich damit anfangen?

Schwimmen: Eine für mich sehr gute Zeit, rechne ich die 50 Meter zusätzlich seit dem Startschuss hätte ich meine 45 Minuten Traumzeit erreicht. Für mich als Brustschwimmer das Höchste der Gefühle. Da ich weder Geduld noch Zeit und Geld habe, Kraulen zu lernen, muss ich es dabei bewenden lassen. Lebe ich gut mit.

Wechseln: Wechsel Schwimmen/Rad mit 4 Minuten einschließlich der Laufwege gut und wenig ausbaufähig, Wechsel zwei mit 5:26 zu lang, zumal ich hier noch wieder 5 Plätze verloren habe. Uhr vielleicht auf dem Rad schon an den Arm, Kompressionssocken trotz Verbots bereits unter den Neo spart, Konzentration beim Finden des Radständers, Schnellverschlüsse als Schuhriemen. Da geht noch etwas.

Laufen: Insgesamt mit 5:26er Pace für mich eher enttäuschend. Stehen bleiben an den VP hätte man nicht machen müssen, WC-Pause war unerlässlich. Aber ich bin deutlich zu schnell angegangen. Mit 5:15 hätte ich den Schnitt vielleicht gehalten. So habe ich in der zweiten Hälfte zu stark abgebaut. Hier fehlte mir aber jede Erfahrung. Es ist ein Unterschied, ob man die Langdistanz mit einem 6er Schnitt angeht, oder eine volle Minute schneller auf 21 Kilometer unterwegs ist. Denn die Vorbelastung ist auch bei der Halbdistanz schon hoch. Vor allem, wenn man hier so gute Zeiten erreicht hat, fehlen am Ende halt doch ein paar Körner.

Ich bin ein selbstkritischer Mensch und weiß, dass die Leistung in Köln gut, aber nicht herausragend war. Die Distanz macht schon Spaß, der Preis ist natürlich sehr hoch. Für mich war es diesmal kostenlos, mein Dank dafür an das Team Erdinger.

Muss man es bezahlen, würde ich eher die 25% mehr bezahlen und einen Challenge- oder Ironman-Wettkampf auswählen. Atmosphärisch ganz etwas anderes, Preise und Zielaufbau haben  ein völlig anderes Niveau. Es war ein schöner Tag, sportlich erfolgreich und ein schöner Abschluss der Triathlon-Saison für mich. PB sowieso, aber das ist beim ersten Mal ja immer so.

Ob ich es nochmal mache? Abwarten. In Köln ganz sicher nicht, wenn ich es bezahlen müsste. So gilt der Satz vom geschenkten Gaul…

 

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